Volltext: Sechstes Bändchen (6. 1916)

- 8 - 
von dannen gefahren und nach 36 Tagen gottlob in Rosenheim bei den Heftstecken 
gelandet." Schiffsherren ließen auch an ihren Schiffen oft das Bild des heiligen 
Johannes von Nepomuk anbringen und verschiedene religiöse Sprüche wie: „Gelobt 
sei Jesus Christus", „Gott ist mein Vertrauen" oder „Der Friede sei mit euch". 
Letztere Worte mögen eine Mahnung zunächst für die Schiffsleute selbst gewesen sein, 
bei denen untereinander seine Umgangsformen nie im Gebrauche, dagegen derbe 
Titulaturen keine Seltenheit waren; zumal bei den Schiffszügen vollbrachten diese 
Leute immer — es leben noch Ohrenzeugen — ein wahres Höllengeschrei. Freund¬ 
schaftlich hat einmal der Schreiber dieses, der ja auch schon seine Knaben- und 
Studienjahre neben Schiffsleuten zugebracht, einen Schiffsmann gefragt, warum sie 
denn gar so massiv gegeneinander losfahren, ob es denn nicht auch ein wenig ge- 
mütlicher geschehen könnte u. s. w. und er erhielt die Antwort: „Ja, herst du, 
wann ma bei jedem Sauwöda draußen sein muaß, so wird ma halt so; z'kriagt 
san mar e nöt, wir verständing uns nur in der Art." Viele Jahre sind seit dieser 
Antwort schon vorübergegangen, aber sie befriediget auch heute noch vollständig: man 
wird halt so, aber man meint's nicht so, das ist das Geheimnis! 
Wenn im Spätherbst die Schiffahrer wieder nach Hause kamen, so wüßten 
sie sehr viel zu erzählen und oft ganz schauerliches, so daß den Zuhörern schon 
unheimlich wurde dabei; durch solche Erzählungen wurde im Donautale auch die 
Sagenbildung sehr gefördert. (Vergleiche: Erstes Bändchen dieser „Beiträge" Seite 46 ff.) 
Die Ruderschiffahrt brachte Geld ein zunächst den an Flüssen gelegenen Orten 
und Einzelnwirtschaften, wo die Schiffsleute samt ihren Rossen einkehrten und auch 
für die Weiterfahrt wieder einkauften. Die vielen Gasthäuser in den Donauorten 
schreiben sich von der alten Schiffahrt her; damals machte ein jedes ein gutes Ge- 
schäft. Die für gefährliche Strecken unerläßlichen Ortsnauführer verdienten ebenfalls 
viel Geld; ihre äußerlich häufig sehr ärmlichen Wohnhäuser standen in keinem Ver- 
hältnis zum Inhalte ihrer Truhen. Für die Kirche Niederkappel wurde der erste 
Traghimmel von Nauführern der „Donauhäusln" angekauft; da sie selbst aber am 
Fronleichnamsfeste in der Regel nicht zu Hause waren, so übertrugen sie das Recht 
des Himmeltragens an 4 Häuser ober der Donauleiten. Die Schiffsleute kochten 
auf dem Schiffe und oft auch am Ufer; Fleisch wurde häufig nur am offenen 
Feuer geröstet und wurde es auch gesotten, so verzehrte man nur das Fleisch allem; 
die Suppe gab man bereitwillig armen Leuten, die sich mit Traggeschirren einfanden. 
Es waren die Schiffsleute tätig in der Versorgung des Landes mit den wichtigsten 
Lebensmitteln, sie hatten sehr anstrengenden und gefährlichen Dienst, verfügten über 
reiche Erfahrung und oft auch über bedeutende Mittel und so standen sie auch in 
entsprechendem Ansehen. In den Gasthäusern traf man sie an einem eigenen Tisch, 
über den ein zierliches Schifflein in einem Glasbehältnis hing. In der alten Ber- 
gischen Hoftaverne zu Niederkappel bestand für die Schiffsleute auch ein Extrazimmer, 
das „Wafferstübl". Auch verschiedene Schiffsmeister waren sehr angesehen und wohl- 
habend. Schiffsmeister Lampersdorfer Thomas in Obermühl, der auch ein Wirts- 
und Kaufmannsgeschäft betrieb, hatte Barmittel und Geld, aber auch Schulden. Die 
Leute sprachen nur von letzteren und Lampersdorfer mußte gar einmal hören, man 
rede davon, daß er sich nicht mehr lange werde auf dem Hause halten können. 
Dieses peinliche Gerücht gab ihm Anlaß, seinen schon lang gehegten Plan, in Ober- 
mühl eine Kirche zu erbauen, sogleich zur Ausführung zu bringen. Nach einem 
aus Landshut gebrachten Plan ließ er ein liebes Marienkirchlein erbauen, in welchem 
noch heute die Fabrikherrschaft Sonn- und Feiertagsgottesdienst abhalten läßt. Auf 
dem Hochaltare dieser Kirche stehen die Statuen des heiligen Thomas und Johannes
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.