Volltext: Viertes Bändchen (4. 1914)

Johann Eberhard Nidhard, ein Kardinal aus dem Mühlviertel.
(Von Pfarrer Josef Poeschl in Peilstein.)

   1. Jugendjahre und Lehrtätigkeit.

   Der Lebensweg dieses merkwürdigen Mannes führte von einem entlegenen Felsenschlosse des oberen Mühlviertels nach Linz, Graz, Wien, Madrid und Rom. Diesen Stationen entspricht ein bewegtes und einflussreiches Leben, ein Leben, das in die höchsten Kreise hinaufführte und unserem Landsmanne ein vollgerütteltes Maß einerseits an Gunst, andererseits an Mißgunst und Haß einbrachte.
   Kardinal Johann Eberhard Nidhard1) wurde am 8. Dezember 1607 auf dem Schlosse Falkenstein, das heute in Trümmern liegt, geboren. Sein Vater Hans gehörte einem altangesehenen Geschlechte an und war ein Enkel jenes Jakon Nidhard oder Neidhardt, der um die Mitte des 16. Jahrhunderts aus Ulm ins Mühlviertel eingewandert war und das Gut Gneisenau2) gekauft hatte. Hans Reichhardt war zur Zeit der Geburt seines Sohnes Johann Eberhard Salburgscher Pfleger zu Falkenstein3) und evangelischer Konfession. Spätertrat er jedoch in die katholische Kirche ein und gehörte in der Folge sogar zu den kaiserlichen Reformationsmommisssären in Oberösterreich. Als solcher wirkte er, wie der Jesuit Southwell in einer an Kardinal Nidhard gerichteten Buchwidmung sagt, "mit Energie und Eifer, wenn gleich nicht ohne Gefahr für sein Leben und mit nicht geringen Opfern an Hab und Gut."4)  Seinem Sohne hat man es nachmals in Spanien zum Vorwurfe gemacht, daß er von lutherischen Eltern abstamme. Nach manchen Autoren 5) soll Johann Eberhard selber erst im 14. Lebensjahre katholisch geworden sein; wahrscheinlich hat jedoch der Übertritt seines Vaters mit den Angehörigen um das Jahr 1608 stattgefunden, da in jenem Jahr auch Heinrich von Salburg, der Besitzer Falkensteins, in den Schoß der katholischen Kirche zurückkehrte, also im ersten Lebensjahre Johann Eberhards. Wäre letzterer erst in einem erheblich späteren Zeitpunkte katholisch geworden, so hätten die ihm feindlich gesinnten spanischen Granden diesen Umstand wohl wider ihn augenützt.
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1) Der Familienname wird verschieden geschrieben. Die Schreibweise "Nidhard" (lateinisch Nidardus) wurde vom Kardinal bevorzugt. Sie entspricht nämlich dem Sprachgebrauche Spaniens und Italiens, in welchen Ländern der Kardinal in der zweiten Hälfte seines Lebens wirkte, besser als der Name "Neithart", unter dem z.B. sein Vater aufscheint.
2) Vergl. den Artikel "Gneisenau" im Heft 2 dieser "Beiträge" (s.69ff.)
3) Nach freundlicher Mitteilung des Landesarchivs-Adjunkten Dr. Straßmayr in Linz scheint er in den ständischen Bescheidprotokollen öfters auf, so 1622 als Salburgscher Verwalter und 1634 als Pfleger in Rannariedl. In den angeführten Jahren hatte er mit den obderennsischen Ständen in militärischen Angelegenheiten, wie Einquartierungen, Kontribution und dergleichen, zu tun. - Nach dem Engelszeller Nekrologe starb er am 31. August 1638.
4) Epistola dedicatoria in Sotvellus, Bibliotheca Scriptorum Soc.Jesu. Romae 1678.
5) Vergl. Wurzbach, Biographisches Lexikon. Wien 1869, 20.Teil, S.140.
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