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erhielt nur Vorschriften und Befehle über die Verpflegung der Soldaten. Denn
manche Bauern hatten den Hafer auf die Schneefelder gestreut, um wenigstens den
Samen zu retten. Das empörte die Franzosen, zumal sie glaubten, der Same
werde verderben, was aber keineswegs der Fall war, wie das folgende Jahr lehrte.
Als die Feinde wieder abzogen, mußte Vorspann geleistet werden; bis Weg¬
scheid, lautete der Befehl. Die Franzosen hatten ganze Fuhren Leinwand von den
Bauern gekauft und diese mußten mitgeführt werden. In Wegscheid wollte man
die Bauern nicht umkehren lassen. Da gelang es etlichen, mit ihren Gespannen
zu entfliehen. Die Soldaten wurden zornig und wollten schon umkehren, um die
Schuldigen zu bestrafen. Doch auf die Bitten des Simon Raninger hin unterblieb
dies wieder. „Ihr habt uns gut bewirtet und der Most war gut", sagte der
Kommandant.
Ein Säbel und ein Karabiner wurden aus einem Wagen unter dem Stroh über¬
sehen und bis in die letzten Jahre zeigte man diese Sachen als Andenken an dieFranzosenzeit.
Etwas später kam ein Mägdlein zur Welt, in dessen Adern französisches
Blut floß. Dieses Mädchen wuchs heran und heiratete später den Gemeinde-
Diener von Julbach. Ich habe sie noch als altes Weiblein gekannt. Da saß sie
auf der Bank vor dem Schulhause in Julbach. In ihren alten Tagen ist es schier
wie eine Sehnsucht nach der fernen Heimat ihrer Väter über sie gekommen. In
fast kindischer Weise sang sie Lieder zum Lobe und Preise Kaiser Napoleons.
4. Der Krieger Heimkehr.
Sebastian Hopfner und Reisinger kamen wieder nach Hause, ersterer mit
zerschossener Hand. Beide hatten bei Aspern gekämpft und erzählten, wie in dieser
fürchterlichen Schlacht die Erde gebebt habe vom Donner der Kanonen und von
den Hufen der anstürmenden Rosse; hier habe man zum Erstenmale Napoleon sein
kugelsicheres Fell durchlöchert und er, der Sohn des Glückes, der bisher Unbesiegte,
sei über seine Niederlage so erschrocken gewesen, daß er einen Tag und eine Nacht
in Ohnmacht gelegen sei.
Es war damals eine starke Zeit. Obwohl Napoleon großes Elend über
Oesterreich gebracht hatte, ließ doch niemand den Mut sinken ; denn niemand zweifelte
im Geringsten an die Stärke der Deutschen und an dem endgültigen Siege des
Vaterlandes.
Und wenn dann die heimgekehrten Krieger erzählten von ihren Taten und
Siegen, dann brannten schon die Jungen vor Begierde, auch an die Reihe zu
kommen, um für das Vaterland und den geliebten Kaiser Franz ihr Leben in die
Schanze zu schlagen.
Es wurde auch damals wieder Friede.
Die Zeiten haben sich geändert; es müßte schon sonderbar zugehen, wenn je
wieder französische Soldaten unsere Heimaterde betreten würden.
5. Der Weisenknabe.
Als unser Simon Raninger noch junger Bauer war und seine Brüder in
den Krieg gezogen waren, da mußten fremde Dienstboten eingestellt werden. Da
war nun eine Magd. Diese war jung und lebenslustig und das schönste Mädchen
weit und breit. Was Wunder, wenn sie von den Burschen viel umworben und
begehrt wurde und was damals selten vorkam, das geschah. Ein Knäblein ward
geboren und da die junge Mutter niemand hatte, da weinte und jammerte sie und
bat den Bauer, sie nicht zu verstoßen, um „Gottes Willen." Da erbarmte sich