Volltext: Zweites Bändchen. (2. 1913)

— 43 — 
2. Wie St. Petrus überall schlecht dazu kam. 
Unser Herrgott und Petrus kamen auf ihrer Reise zu einem Bauern, bei 
dem Petrus um ein Nachtquartier anhielt. Am nächsten Tage war es beim Bauern 
zum Dreschen, und da rief dieser den beiden, die er über die Nacht behalten hatte, 
in der Frühe zu: „Dreschen Helfen!" „Ja, ja", schrie Petrus zurück; aber der 
Heiland sagte zu ihm: „Bleib nur no a weng lieg'n, mir richtens no leicht." Und 
so blieb Petrus liegen. Da schrie der Bauer ein zweites Mal. „Gehn ma", 
sagte Petrus, „da Baua wird harb, a so und a so." Und wieder meinte der 
Heiland: „Mir richtens no leicht." So ging es noch ein drittes Mal. Da kam 
aber, als die Beiden keine Miene zum Ausstehen machten, der Bauer in Zorn und 
gab dem Petrus gehörige Prügel. „Schau", sagte der Jünger zum Herrn, „das 
han i davon; aber daß er grad um mi z'erst glangt hat?" „Leg di du i mei 
Platzl", sprach der Herr. Sie tauschten, und nach einer Weile kam der Bauer 
abermals und meinte: „I muaß frei dem andan ar a so machn' und wieder 
erwischte er den Petrus. 
Da standen die beiden Wanderer doch endlich auf, aßen ihre Suppe, gingen 
aber nicht zum Dreschen, sondern der Heiland zündete eine Kerze an und hielt sie 
unmittelbar zum Kornstock hinzu. Darüber wurde der Bauer wild und wollte sie 
davonjagen. Aber der Herr sagte voller Ruhe: „Des wird scho guat wern." 
Und aus dem ausgebrannten Loch kam so viel Korn heraus, dass der Bauer noch 
einmal so viel hatte, als früher und, was das allermerkwürdigste war, die Stroh¬ 
schaube waren, weil das Korn schon herausgerollt war, alle schön beieinander. 
 
3. Die drei Wünsche. 
Auf ihrer weiteren Reise kamen die beiden zu zwei Bauernhäusern, von denen 
das eine wie ein Schloß hergebaut war, während das andere einer zusammen¬ 
gefallenen Hütte glich. Der Heiland forderte Petrus auf, in eines von ihnen zu gehen 
und um ein Nachtquartier zu bitten. Petrus ging natürlich in das bessere Haus, 
wurde aber dort schnöde abgewiesen. In dem ärmlichen dagegen nahm man sie 
gerne auf. „Gehts nur her", sagte die Bäuerin, „mia ham a Bett, a Suppn und 
a Breod a." Als die Wanderer am nächsten Tag in der Frühe weiter gezogen 
waren, sagte der Herr zu Petrus: „Geh noch einmal zurück zu diesen gutherzigen 
Leuten; weil sie so barmherzig gewesen sind, so will ich ihnen drei Wünsche erfüllen, 
sie können sich verlangen, was sie wollen." Als Petrus zu den ärmlichen Bauers¬ 
leuten gekommen war, sagte der Mann: „Ja, a solchas Haus möcht ich scho, wia 
da das oans hat und so viel Geld, daß i meinö Schulden zahln kunnt, sist 
verlang i ma nix übrigs nöt." „Na", sagte das Weib, „und vagiß am Himmel 
nöt". „Na ja, freilö," erwiderte er, „das wünsch i mar a nu." Den anderen Tag 
in aller Gottesfrühe stand das früher so armselige Haus da wie das schönste Schloß, 
eine große Menge Geld lag auf dem Tische, daß der Bauer alle seine Schulden 
zahlen konnte und ihm noch reichlich viel übrig blieb. 
Das erweckte natürlich den Neid der Besitzer des so schön hergebauten Nachbarn¬ 
hauses. Sie erkundigten sich um den Grund dieser Veränderung. „Ja mei", sagte 
die auf einmal in gute Verhältnisse gekommene Bäuerin, „dö zween Kuntn, dö 
ma ghaltn ham, dö ham uns drei Wünsch wahr wern laßn." Da meinte die andere, 
daß sie, wenn sie es geahnt hätte, die Gäste auch beherbergt hätte und bat die 
Nachbarin, daß sie die Reisenden, wenn sie noch einmal kämen, zu ihr schicken sollte.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.