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möglich, noch ärger. Sie hielt sich allerdings ein Paar Kühe und Hühner, häufte
große Mengen von Schmalz und Eiern auf, verkaufte aber nichts davon und aß
selber nur, was schon verdorben war. Im Winter spann sie den Flachs, von dem
sie immer Vorrat hatte, obwohl sie keinen anbaute, im Finstern, um Licht zu
sparen. Ihre früher beschriebene Kleidung half ihr, daß sie sich dabei nicht wehe
tat. Ein alter Bauer versicherte mir wiederholt, daß das, was ich jetzt erzählen
werde, auf voller Wahrheit beruhe. Als dieser Bauer noch jung und ledig war,
ging er eines Nachts mit zwei von seinen Kameraden fensterln. Die Nacht war
stockfinster und ihr Weg führte sie bei dem Gehöfte der Hexe vorbei. Da sie im
Stalle noch Licht sahen, schlichen sie sich neugierig hinzu, um das Gebaren der
Großhansin durch das Stallfenster zu beobachten. Was sie da sahen, machte sie
erstaunen. Das Weib, das vollständig entkleidet war, hantierte im Stalle herum,
nahm ein Grastuch, breitete es über ihre schwarze Kuh und begann an den herab¬
hängenden Tragbändern des Tuches zu melken, während die Kuh die Hexe fort¬
während abschleckte. Im Nu waren 12 Töpfe voll Milch beisammen. Nun war es
klar, daß auf diese Weise von der Hexe die Kühe der Nachbarn gemolken wurden.
Es verging den Burschen alle Lust zum Fensterln, sie gingen nach Hause und er¬
zählten ihr Abenteuer. Es wußte jetzt die ganze Bevölkerung, wer die Schuld trage,
wenn es irgendwo im Stalle nicht richtig zuging. Man suchte sich mit allen
möglichen und unmöglichen Mitteln gegen die Hexe zu schützen und schließlich
beschloß man, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben. Man wandte sich
nämlich an den bekannten Spannerpeter auf der Haid bei Haslach. Dieser sollte
der Hexe das Leben abbeten oder abspannen, was ihm auch mit der Zeit gelang.
Eines schönen Tages fand man das Weib tot in seiner Behausung. Niemand wollte es
anrühren. Es erschien eine eigene Kommission, die ganze Körbe fauler Eier und
Kübel voll mit verdorbenem Schmalz fand, im Butterfaß saß eine abscheuliche Kröte.
Die angebliche Hexe ist nun schon längst tot und allmählich verschwinden die
Reste jenes tollen Aberglaubens. Vor 50 Jahren glaubte man noch allgemein
daran. Freuen wir uns der neuen Zeit, in der solche Dinge für wahr zu halten
sogar von dem Einfältigsten und Beschränktesten abgelehnt wird.
D’ Zimmerleut.
(Von Leopold Falkner, Gstanzldrahuaba z'Veldn.
Recht rarö Leut za olla Zeit
Hand deant ollweil nu d' Zimmaleut!
Wannst oan alloan siagst, is nix dra,
Da soat ma holt: a Zimmama;
Siagst zween mit Kraxn volla Schneid,
Da soat ma aft scho: d' Zimmaleut.
D' Zimmaleut, hant deant nu Leut,
Hamt nu an greoßn Fahn,
Z' Veldn kan mas segn ön Kranzltag,
Wia eahn drei zarrent dra.
Af d' Wocha, wirds a Trawikeit,
Da, kemman zan uns d' Zimmaleut.
A fünf a sechs, i kanns nöt sagn,
Da mua ma halt ön Moasta fragn.
Af d' Wocha kemman d' Zimmaleut,
Da Moasta soat: eahn acht.
So hat da Bot sei Post ausgricht
aft scho: af d' Nacht.
Af d' Wocha kemman d' Zimmaleut,
Da derf si d' Bäurin gfreun,
Und drischt da Moasta a mit eahn,
So werns aft eahna neun.
„Wanns hiatzt nöt kemman", soat da Baur,
„I renn eahn nimma na;
Vorn Keornschnitt hams scho kemma wöll'n
Und heunt hans nu nöt da.
Neun Tag kriagns scho z'toan ba mir,
Ös kann sein zöha a;