Volltext: Zweites Bändchen. (2. 1913)

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Statur hätte er mehr als einmal Aussicht gehabt, zu heiraten, verdarb's aber 
jedesmal mit der Braut und kam daher sein Lebtag lang zu keinem Weibe. Er- 
götzlich ist, wie er zu seinem Spitznamen kam. Da war einmal das Brot im 
Hause ausgegangen. Obermüller fuhr mit den Ochsen in die Mühle, um das Mehl 
heimzubringen. An Ort und Stelle angekommen, fiel es ihm erst dort ein, das, er 
kein Korn in die Mühle gebracht habe. Da schlug er sich auf die Stirne mit den 
Worten: "Bin ich ein Dummschädel". Diese Aeußerung wurde von anderen ver¬ 
nommen und seitdem hieß er allgemein: „Der Dummschadel in der Sonnleiten. 
Er war allein im Hause, Dienstboten hielt er sich nicht, im Sommer hütete er 
selber das Vieh, dem er sogar die gute Hofwiese preisgab. Es wurde allerdings 
etwas Heu von den Inwohnern gemäht, aber das reichte bei weitem nicht hin zur 
Nahrung des Viehs, weil er im Winter zuerst das Heu und dann das Stroh ver- 
fütterte. Im Sommer schlief er auf dem Heuboden, im Winter legte er sich zu 
seinem Ochsen in den Stall. Er hatte auch Schafe und Bienenstöcke Wenn jemand 
für ihn arbeitete, zahlte er gut, aber nie mit Geld, sondern mit Naturalten. Beim 
Holzverkaufen verstand er es sehr gut, genau die Länge der Bäume zu bemessen, 
jedoch hatte er keinen Sinn für den Wert des Holzes. Für etliche Sechser bekam 
man bei ihm zwei bis drei Stämme. Merkwürdig war sein Verhalten gegenüber 
der Steuerbehörde in Aigen. Wenn er sich (was meistens sehr spät, erst im 
letzten letzten geschah) entschloß, ins Steueramt zu gehen, trat er dort mit seinen ten 
Holzschuhen, ohne lange anzuklopfen, ein. Die Beamten, die ihn schon kannten, 
wiesen ihn zurecht und fragten ihn, ob er denn nicht wisse, was sich gehöre. Dann 
verließ er den Amtsraum, zog die Holzschuhe aus und klopfte an. Nun mußte er 
gewöhnlich eine Rüge hinnehmen wegen seines späten Erscheinens, worauf er regel - 
mäßig antwortete: "Ich hab mir antwortete: Geld erst schlagen müssen", d. h. mir durch 
das Ausdreschen des Getreides (das bei ihm aus eine wunderliche Weise geschah) Geld 
erwerben müssen. Im Markte Aigen hatte er einen schonen großen Nelkenstock, den 
ihm ein Hausbesitzer betreute. Dafür brachte er ihm alle Jahre eine Fuhr Heu. 
Einmal besuchte ihn (er war sehr gastfreundlich) die alte Schulmeisterin von 
Ulrichsberg. Er führte sie in seinem ganzem Hause überall herum, selbst der hölzerne 
Getreidekasten wurde besichtigt. Der Bauer kletterte auf einer schadhaften Leiter 
voran, die Schulmeisterin zögerte und wollte nicht nachkommen. Da rief er ihr zu: 
"Steig nur weiter, ich bin auch herauf gekommen. Denn du mußt wissen: Die 
Stiege hat abgenommen und die Leiter nimmt auf." Daß bei einer derartigen 
Wirtschaft das ganze Haus immer mehr herunter kam, ist begreiflich. Das Dach 
bekam arge Schäden, die Mauern stürzten teilweise ein, das Ganze glich einer 
Ruine. Nach dem Tode des „Dummschädels", dessen nicht unansehnliches Erbgut 
unter 20 "Staffel" zur Verteilung kam, kaufte dessen Nachbar das Haus, besserte 
es aus und konnte damit zwei seiner Söhne versorgen. (Die Geschichte vom "Dumm- 
schädel" hat Dechant Hanrieder in seinem „Mühlviertler Mahrl" dichterisch behandelt.) 
 
5. 
Ich habe früher erzählt, daß ich in Schindlau ausgewachsen bin. Mein 
Geburtsort aber ist Kriegwald in der Pfarre Julbach. Dieses Kriegwald jetzt 
ein stiller vergessener Erdenwinkel, von dem man nie etwas hört oder liest. 
Einstmals war es der Schauplatz mancher Greueltaten. Alte Leute erzählen noch 
vom Drucker Franzl und seiner Gesponsin, die die ganze Gegend unsicher machten. 
Er war nicht bloß ein Dieb und Räuber, sondern scheute sich auch nicht zu morden. 
Einmal kam er an einem Sonntag während des Gottesdienstes in ein Häusel, band
	        
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