Volltext: Erstes Bändchen. Beiträge zur Landes- und Volkskunde des oberen Mühlviertels. (1. 1912)

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Backofen, wo sie in kurzer Zeit bräunlich gebacken waren. Herausgenommen, wurden 
sie mit Schmalz oder Butter überstrichen, mit Salz bestreut und warm gegessen. 
Man kann sich nicht leicht etwas schmackhafteres vorstellen als diese Zelten. Im 
Orient wird noch heute das Brot genau so auf heißen Steinen gebacken und warm 
verzehrt. Es ist ebenso schmackhaft. Die Araber nennen es Kobil. Ich wurde zu 
Hebron unter der Eiche Abrahams im Jahre 1885 damit von jungen Türken 
beteilt und bewirtet. Ein Laib Brot darf nie anders als auf der Unterseite 
(Plattfläche) liegen. Wenn man ein Messer auf dem Tische liegen läßt mit der 
Schneide nach oben gekehrt, so müssen sich die armen Seelen darauf sitzen. 
Wenn ein Baum gefällt wird, so werden in den Wurzelstock drei Kreuzlein gestemmt. 
 
(Ergänzungen von Johann Ecker, Theologe in Niederkappel.) 
 
Das Jahr übt eine heiligende Gewalt aus auf das Leben eines jeden Menschen, 
besonders auf das des arbeitenden Landwirtes; er ist ja mehr als jeder andere 
abhängig vom Einflüsse der Jahreszeiten. Nicht er setzt sich seine Arbeit, wann er 
will, sondern die Jahreszeit drängt ihn dazu, will er nicht großen Schaden erleiden. 
Ganz besonders hat das Jahr mit seinen vielen Festen große Bedeutung für den 
christlichen Landmann; das gewöhnliche Leben sehr weniger Menschenklassen ist in 
gewisser Beziehung so abwechslungsreich, so mannigfaltig, wie das Leben des Land¬ 
mannes innerhalb eines Jahres; jede Jahreszeit, jedes größere Fest hat seine 
eigenen Sitten und Gebräuche, und obwohl sich Jahr für Jahr stets dasselbe 
wiederholt, so ist doch das Leben immer neu und jung und wirkt wohltuend auf 
das Gemüt des Bauers. 
Ich hatte ursprünglich die Absicht, eine zusammenhängende Abhandlung der 
Sitten und Gebräuche des Mühlviertlerbauers zu schreiben, bin aber zu spät ge¬ 
kommen; deshalb beschränke ich mich bloß auf Ergänzungen und einige Erweiterungen. 
Es sind ja lauter bekannte Dinge, die aber nicht jeder beachtet, und Gebräuche, 
die leider schon ausgestorben oder im Aussterben begriffen sind. Deshalb durfte es 
nicht ohne Interesse sein, einige noch in Erinnerung zu rufen. Ich halte mich ganz 
an die Ordnung, die Herr Pfarrer Winkler eingehalten hat und füge nur hie und 
da notwendige Ergänzungen an. 
 
Lichtmeß. Es ist eigentlich das Neujahrsfest der Dienstboten. Der Bauer 
ist heute nach außen freundlicher denn je. Nach dem Kirchgänge finden sich alle am 
reichbesetzten Mittagstische zum Abschiedsschmause ein. Nach dem Mittagessen zieht 
der Bauer seine große Brieftasche hervor und zahlt den Dienstboten den verdienten 
Lohn aus. Damit ist der Dienstbote eigentlich entlassen. 
Dieser geht am Nachmittage, wenn der Weg nicht zu weit ist, zu seinem 
neuen Herrn, von dem er freundlich bewirtet wird. Abends kehrt er wieder zurück 
und verbringt die folgende Nacht noch im Hause des früheren Herrn. Am Blasius- 
tage nimmt er nach dem Frühstück Abschied und „steht ein" beim neuen Dienst- 
geber, d. h. er tritt seinen Dienst an. Am Mittag speist er schon beim neuen 
Herrn. Diese Ordnung wird zwar nicht überall genau so eingehalten, aber im 
allgemeinen gilt es nicht als Zeichen des besten Einvernehmens zwischen Herrn und 
Dienstboten, wenn dieser schon am Lichtmeßtage endgültig seinen Dienst verläßt. 
An diesem Tage werden die Kerzen gekauft, die in der heiligen Nacht 
gebrannt werden. Auch werden die Wachsstöcke gekauft und geweiht, die man zum 
samstägigen Rosenkranzgebet und beim Gottesdienst in der Kirche anzündet. 
 
Fasching. Mit dem Lichtmeßtage beginnt der Fasching. Er wird auch vom 
Landmanne gefeiert. Gerade in dieser Zeit sind die sogenannten „Roas'n" im Brauch.
	        
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