Die Kriegsvorbereitungen.
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Die Marine hatte zwar ihren „clou“, das Unterseeboot. Aber
merkwürdig, auch da versagte der deutsche Geist. Man hatte nicht er¬
kannt, daß dies die einzige Waffe war, die bei entsprechender Aus¬
gestaltung in einem Kampf mit England dessen Übermacht zur See
brechen konnte, daß es das einzige Kampfmittel war, in dem Deutsch¬
land bei kluger Vorbereitung gegen England die absolute Überlegen¬
heit erreichen konnte. Deutschland soll nur mit 15 Unterseebooten in
den Krieg gezogen sein. Sollte man in der deutschen Marine die Be¬
deutung des Unterseebootes nicht erkannt haben? Das ist nicht anzu¬
nehmen. Hätte die Politik den Willen gehabt, den unvermeidlichen
Entscheidungskampf mit England in wenigen Zähren herbeizuführen,
dann hätte die Marineleitung sicher den Krieg mit 60 bis 100 Unter¬
seebooten begonnen, die trotz allen Arten von Sperren, ob Netzsperre
oder Minensperre, züm Angriff gegen die im Hafen liegende englische
Flotte geeignet waren, denn im Kriege mit England kam es vor allem
darauf an, die englische Kriegsflotte zu vernichten. Auf vier, fünf
Jahre hinaus konnte, mußte man es wagen, den Bau von Untersee¬
booten auf Kosten der Flotteneinheiten zu beschleunigen — ins Zeit¬
lose hinein mußte die Marineleitung an dem Flottenprogramm fest¬
halten. Natürlich durfte man den Engländern nicht durch eine Vor¬
lage sagen: 3m Jahre 3£ wird Deutschland hundert Unterseeboote be¬
sitzen. Das mußte so geschickt berechnet und gemacht werden, daß die
Welt — auch die deutsche Öffentlichkeit — kurze Zeit nach Kriegs¬
beginn durch die furchtbare Wirkung dieser Waffe verblüfft wurde.
Deutschland hätte gegen die englische Flotte bei zielbewußter tech¬
nischer Vorbereitung des Krieges noch ein zweites Angriffsmittel zur
Vernichtung ansetzen können. Dieses Mittel mußte aber nur für diesen
Zweck eigens entwickelt werden: Luftfahrzeuge und zwar in erster Linie
Flugzeuge, die mit mächtigen Bomben, wie sie während des Krieges
von den Deutschen tatsächlich, nur in ganz verfehlter Richtung ver¬
wendet wurden, der im Hafen liegenden englischen Flotte zu Leibe
gehen mußten.
Um diese Angriffsmittel: Unterseeboot und Flugzeug bis zu
Vernichtungswaffen auszugestalten, mußte der Pernichtungswille vor¬
handen sein. Da dieser Dernichtungswille den deutschen Politikern
fehlte, fehlte auch der Wille ein Vernichtungsmittel zu haben, zu
finden, zu schaffen.
Auch in wirtschaftlicher Hinsicht war der Entscheidungskampf