Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

Deutschlands in die hohe Sphäre der Kabinettspolitik 
emporgehoben, oder besser gesagt, in deren Dunkel ver¬ 
senkt worden. Und abermals sammelten sich die vorhande¬ 
nen politischen Kräfte, Schlagworte, Sympathien und 
Freundschaften, Hoffnungen und Befürchtungen um die 
zwei historisch gegebenen Anziehungspunkte: Österreich 
und Preußen. Fürst Schwarzenberg hatte durch die März¬ 
verfassung die Bestrebungen der Kleindeutschen scheinbar 
gefördert. Indem er in dieser das Einheitsreich proklamiert- 
hatte, schien er sich jener Auffassung der deutschen Frage 
anzunähern, die schon vorher König Friedrich Wilhelm IV. 
insgeheim in seinen vertraulichen Briefen an den Wiener 
Hof angedeutet hatte: ein engerer Bund unter Führung 
Preußens und ein weiterer zwischen diesem und dem neuen 
Einheitsreich Franz Josephs sollten geschlossen werden und 
so würde das große mitteleuropäische Reich von siebzig 
Millionen erstehen, in welchem der träumerische Geist des 
preußischen Königs Österreich und seinem jungen Souverän 
die kaiserliche Würde zudachte. Fürst Schwarzenberg, der 
vom ersten Tage an jeden Versuch, das Ausscheiden Öster¬ 
reichs aus dem Deutschen Bunde, wie es die kleindeutsche 
Partei in Frankfurt heftig forderte, aufs schärfste zurück¬ 
gewiesen hatte, trat nun, seit Österreichs Macht und 
Prestige wiederhergestellt waren, mit seinem eigentlichen 
Plan hervor. Dieser ging einfach dahin, den alten im 
Frühling 1848 still entschlafenen Deutschen Bund mit 
seiner Gesandtenkonferenz in Frankfurt a. M. wieder ins 
Leben zu rufen. Damit trat er der von Friedrich Wilhelm IV. 
und seiner Regierung geschaffenen Union der nord- und 
mitteldeutschen Staaten mit Preußen aufs kräftigste ent¬ 
gegen. . 
Der sich nun voll entwickelnde Kampf Österreichs gegen 
die deutsche Politik Preußens ist das eigentliche Lebens¬ 
werk des Fürsten Schwarzenberg gewesen. Dieser Kampf 
kann hier nicht in seinem zwei Jahre sich hinziehenden — 
zuletzt wahrhaft dramatischen — Verlauf näher verfolgt 
werden. Soviel als hier von der ganzen großen Verwicklung 
der deutschen Frage erzählt worden ist, hat nur den Zweck, 
die ungeheuren Schwierigkeiten zu zeigen, vor die sich der 
junge Kaiser Österreichs in den ersten zwei Jahren seiner 
Regierung gestellt sah; und nur das, was die persönliche 
Stellungnahme Franz Josephs in dem Ringen Schwarzen¬ 
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