Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

vielfach im wirklichen Leben zu finden gewesen. Diesen 
Typus verkörperte der junge österreichische Aristokrat, 
dessen Ruf als ein unwiderstehlicher Fraueneroberer, als 
Held zahlreicher, damit verbundener gefährlicher „Affai- 
ren“ in allen Zentren der hohen Gesellschaft Europas als¬ 
bald feststand, zumal seit eine der berühmten Schönheiten 
des englischen Adels, Lady Ellenborough, aus leidenschaft¬ 
licher Liebe für ihn ihren Palast und ihren Gatten verlassen 
hatte, um ihm nach Paris zu folgen. Die nach einiger Zeit 
erfolgte Lösung dieses Verhältnisses, aus dem auch ein 
Kind entsprossen war, traf Eürst Schwarzenberg bis ins 
Innerste seines Wesens. Er überwand dieses Erleben 
schließlich durch höchste Steigerung seines Zynismus, der 
schon einen Grundzug seines jugendlichen Wesens bildete, 
sich aber jederzeit mit vollster Noblesse in seinem Ver¬ 
halten gegenüber Freunden und von ihm geachteten Män¬ 
nern vertrug. In der schweren Krise, die er damals durch¬ 
lebte, begann Schwarzenberg, dem nie wissenschaftliche 
Bildung zuteil geworden war, sich auch geistig zu ver¬ 
tiefen. Eine Zeit lang betrieb er in Wien naturwissen¬ 
schaftliche Studien an der Universität und ließ seine alte 
Vorliebe für die klassischen Sprachen und Literatur neu 
auf leben. Erst an den Höfen von Turin und Neapel nahm 
er seine diplomatische Tätigkeit ernst und gewann dann 
auch eine gewisse Beachtung seitens des Fürsten Metter¬ 
nich. Auf der apenninischen Halbinsel traf ihn auch die 
erste Kunde von den europäischen Bewegungen des 
Jahres 1848. Er eilte sofort in das Hauptquartier des Feld¬ 
marschalls Grafen Radetzky und trat als Generalmajor 
unmittelbar in die kriegerische Aktion ein, so daß er 
in dem schweren Gefecht von Curtatone, in dem er 
größte Tapferkeit bewies, verwundet wurde. Er gewann 
die Sympathie und Anerkennung des greisen Feldmar¬ 
schalls, der zu seinen politischen Urteilen und Plänen 
volles Vertrauen faßte und ihn deshalb nach Wien ent¬ 
sandte, auf daß er zur Zusammenarbeit mit seinem Schwa¬ 
ger, dem Fürsten Windischgrätz, gelangen könne. In Wien, 
wohin er knapp vor dem Ausbruch des Oktoberaufstandes 
gekommen war, griff Schwarzenberg mit derselben Energie, 
die er schon in Italien gezeigt hatte, sogleich in die sich 
so unbefriedigend gestaltenden militärischen Vorgänge 
ein und begab sich dann nach Böhmen. Fürst Windisch- 
47
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.