Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

die schärfer als je zuvor die drohende Feindseligkeit des 
Zarenhauses gegen Deutschland und dessen Verbündete 
zurückwies, und als er den Text des Bündnisses publizieren 
ließ, trat hervor, wie das ganze österreichische Deutschtum 
und auch das „offizielle“ Magyarentum in den zehn Jahren 
sich gewöhnt hatten, in dem Bündnis die Grundlage ihrer 
eigenen politischen Existenz in Europa zu erkennen. Aber 
wenn schon am Ende der Sechziger Jahre der Alttschechen¬ 
führer Dr. Rieger offen mit Napoleon III. und mit Ru߬ 
land Verbindung angeknüpft hatte, so wuchs die junge 
Generation im West- und Südslaventum des Reiches immer 
mehr in dem Gedanken auf, daß die mit Deutschland un¬ 
löslich verbundene dualistische Monarchie das Slaven- 
tum von seinen natürlichen politischen Freunden im We¬ 
sten und von dem großen slavischen Brudervolk im Osten 
wider die Natur der Dinge abschließe. So trat mehr und 
mehr das deutsch-österreichische Bündnis, obgleich dies 
nur selten auf der Tribüne oder in der Presse ausgespro¬ 
chen wurde, als eine Kraft hervor, die in der Innenpolitik 
der westlichen Reichshälfte deutsche und nichtdeutsche 
Völker voneinander schied und deshalb mitwirkte an dem 
Prozeß der Schwächung des historisch gegebenen Gefühls 
der Reichs- und Staatszusammengehörigkeit der König¬ 
reiche und Länder sowie der Völker, die Franz Joseph 
regierte. Kaum einer von den Staatsmännern und Publi¬ 
zisten auf deutscher Seite hat diese unausweichliche Wir¬ 
kung des Bundes der beiden mitteleuropäischen Kaiser¬ 
reiche gesehen und in ihrer Bedeutung richtig erkannt. 
Die Slaven betrachteten das Bündnis nur als eine Ma߬ 
regel zur Befestigung der deutschen und magyarischen 
Vorherrschaft im Innern der habsburgischen Monarchie, 
aber zur vollen Anerkennung gelangte diese Doktrin doch 
erst, als nach dem Sturze des Grafen Taaffe die deutsch¬ 
nationale Richtung in Österreich unverhohlen agressiv 
gegen das ganze Slaventum vorzugehen begann. Allerdings 
hatte das ganze liberale und nationale Deutschtum Öster¬ 
reichs während der ganzen fünfzehnjährigen Ära Taaffe 
seinen Kampf gegen eine Politik der Versöhnung der Sla¬ 
ven mit der gegen Deutschland hingewendeten Klage be¬ 
gleitet, daß das Bündnis mit Deutschland dem angeblich 
slavisierenden Regierungssystem den Rücken decke. Das 
war aber nichts anderes als die Bestätigung dafür, daß 
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