Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

dem Kaiser Franz auch nicht sehr sympathisch. Die Dy¬ 
nastie ambitionierte keineswegs persönlichen Kriegsruhm 
ihrer Mitglieder, hatte man doch den größten Feldherrn 
Österreichs, den Prinzen Eugen, von einer anderen Dynastie 
aus dem welschen Auslande übernommen und ebenso die 
meisten der siegreichen Generäle der Kaiserin Maria 
Theresia. Erzherzog Franzi war eigentlich der erste Thron¬ 
folger, der sorgfältig zum Offizier erzogen worden ist. Da 
er in dem Obersten Hauslab einen hochgebildeten Mann 
als Leiter des militärischen Unterrichts empfangen hatte, 
ist Franz Joseph auf diesem Gebiet nicht nur vorzüglich 
unterrichtet, sondern auch tatsächlich für alles Militärische 
dauernd interessiert worden. Nur hat Franz Joseph zweifel¬ 
los gar keine ursprüngliche Begabung zum Heerführer ge¬ 
habt, wäre aber jedenfalls ein verläßlicher Truppenoffizier 
geworden. 
Sein militärischer Erzieher Graf Goronini hatte schon 
dem Knaben mit rauher Hand militärische Disziplin und 
Pünktlichkeit anerzogen sowie hohe Achtung vor den 
Tugenden und Pflichten soldatischen Wesens und er 
hatte ihm auch militärische Haltung tief eingeflößt. Franz 
Joseph ist seit seiner Kindheit dazu angehalten worden, 
den Soldaten als die Verkörperung der höchsten Eigen¬ 
schaften eines Mannes anzusehen. So kam es, daß er den 
Monarchen vor allem als obersten Kriegsherrn begriff. Es 
scheint, daß der militärische Erzieher zunächst doch selbst 
etwas zu viel getan zu haben glaubte. So schrieb er denn 
am 8. Dezember 1848 nach der Thronbesteigung zugleich 
mit seiner Huldigung an den Kaiser einige sehr charak¬ 
teristische Sätze: 
„Bei Allerhöchstihrem ausgesprochenen Gerechtigkeits¬ 
und strengem Wahrheitssinn wird es Eurer Majestät ein 
Leichtes sein, mit einiger Biegsamkeit und Herablassung 
auch die Herzen aller Klassen zu gewinnen, und darauf 
muß ein eigenes Studium verwendet werden, welches 
goldene Früchte trägt. 
Euer Majestät besitzen physischen und den verdienst¬ 
licheren moralischen Mut; dieser wird Allerhöchstdensel¬ 
ben sehr zu statten kommen, um den Zudringlichen auch 
ins Gesicht jene abschlägigen Antworten zu geben, die 
man ihnen zugedacht, aber sie auszusprechen scheut.“ 
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