Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

deren Abhängigkeit von der Bewilligung des Reichsbudgets 
war, so stand doch von vornherein fest, daß diesen drei 
gemeinsamen Ministern eine besondere Vertrauensstellung 
im Verhältnis zum gemeinsamen Monarchen zu eigen war. 
Natürlich hatte auch diese gemeinsame Regierung ihren 
Sitz in Wien, überdies befand sich ein Mitglied der unga¬ 
rischen Regierung, der königlich ungarische Minister am 
allerhöchsten Hoflager, dauernd in der Reichshauptstadt, 
um als „officier de liaison“ zwischen der ungarischen Re¬ 
gierung und den beiden anderen zu fungieren und dem 
Kaiser unmittelbar zur Verfügung zu stehen. Der grund- 
gesetzlichen Gleichberechtigung der beiden Staaten ent¬ 
sprach es auch, daß der Kaiser ständig in Wien neben 
seiner bisherigen Kabinettskanzlei eine besondere könig¬ 
lich ungarische Kabinettskanzlei besaß, welche alle schrift- 
lichen, formellen und laufenden Geschäfte des ungarischen 
Königs in Wien versah und zugleich die ständige Vermitt¬ 
lung zwischen dem ungarischen Ministerpräsidenten und 
dem König aufrecht hielt. Diese vorgenannten Regierungen 
und Ämter stellen den Regierungsmechanismus dar, mit 
dessen Hilfe der gemeinsame Monarch, der Kaiser von 
Österreich und König von Ungarn, sie alle in der Person 
Franz Josephs vereinigend, jeweils zwischen dem ganzen 
Reiche und seinen beiden Teilen Vermittlung, Verständi¬ 
gung und schließlich darauf beruhende Aktion in allen 
drei bezeichneten Richtungen herbeiführte. Hier war also 
gewissermaßen das Mysterium der Dreieinigkeit im vollen 
Lichte des modernen staatlichen Lebens als praktische 
Herrschaftsorganisation einer der größten Mächte Europas 
zur Wirklichkeit geworden! 
Für Franz Joseph war es nur das Allerwichtigste, zu¬ 
nächst in Ungarn die völlige Neugestaltung der Dinge 
restlos zur Durchführung kommen zu lassen. Graf An- 
drässys Energie ließ in dieser Hinsicht keine Verzögerung 
befürchten. Das nächste und bedeutendste Ziel, bildete für 
Franz Joseph und seine ungarische Regierung die Schaf - 
fung des neuen Heerwesens auf der Grundlage des neuen 
Wehrgesetzes, eine Aufgabe, deren politische Schwierig- 
Eeiten Deak und Andrässy überwanden, indem sie die Un¬ 
abhängigkeitspartei dazu zwangen, nunmehr die Aufstel¬ 
lung der gemeinsamen Armee, die sie besonders verab¬ 
scheute, in aller Form sich vollziehen zu lassen. Die 
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