Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

Revolution die Folgen der von gewissen Hofkreisen leicht¬ 
sinnig begünstigten ersten Volksbewegungen vor sich sab, 
sie sich mit wahrem Entsetzen von den sogleich hervor- 
brechenden kaiser- und religionsfeindlichen Bestrebungen 
breiter, durch die Revolution aufgewühlter Volksschichten 
abwendete. Zeitlebens blieb sie denn auch von der tiefsten 
Entrüstung über die ihr und ihrem Hause durch die Re¬ 
volution zugefügte Schmach erfüllt. Im Jahre 1849 äußerte 
sie sich zu dem General Kempen: „Leichter hätte ich mich 
über den Verlust meiner Kinder getröstet als über die 
Schmach, einer Studentenwirtschaft zu unterliegen. In Zu¬ 
kunft wird man die Schande der Vergangenheit garnicht 
denkbar finden.“ Man erkennt aus diesen Worten die Tiefe 
des Hasses der Mutter Franz Josephs gegen die Revolution 
und ihre Führer. Fortan förderte sie alle und alles nach 
Kräften, was dem Erzhause in den stürmischen Monaten 
des Jahres 1848 treu geblieben war. Mehr noch als früher 
gab sie sich dem Rate ihrer kirchlichen Freunde hin und 
unterstützte alle politischen Maßregeln, welche die Stel¬ 
lung und Macht des Klerus in Österreich verstärkten und 
erweiterten. Abt Rauscher, der bald nach der Revolution 
Erzbischof von Wien wurde, blieb zeitlebens für sie das 
Orakel auch in allen politischen Fragen. Es ist nicht be¬ 
kannt geworden, daß Erzherzogin Sophie in den dunklen 
Jahren, in welchen die militärische Reaktion in Österreich 
und in Ungarn an den niedergeworfenen Rebellen Ver¬ 
geltung übte, sich je für Milde und Verzeihen eingesetzt 
hätte. Sie beherrschte nach wie vor den ganzen Hof, zumal 
seitdem ihr Sohn den Thron bestiegen hatte. Ihre unmittel¬ 
bare Umgebung bewunderte ihre geistige und seelische 
den Marasmus seines Regimes leidenschaftlich und beharrlich. Zugleich 
stützte sie den Gegner Metternichs, den Minister des Innern Grafen 
Kolowrat, offenkundig. Fürstin Melanie Metternich bezeichnet in ihrem 
Tagebuch geradeaus die Erzherzogin und ihren Gatten, den diese voll¬ 
ständig beherrschte, als die Hauptschuldigen an dem Sturze des Staats¬ 
kanzlers in der Nacht des 13. März. Daß die am nächsten Tage auf 
Wunsch des Hofes erfolgte Entfernung Metternichs aus Wien vom Hofe 
als feige Flucht des Staatskanzlers bezeichnet wurde, erbitterte die 
Fürstin Melanie in ihrem leidenschaftlichen Charakter aufs Äußerste. 
Als dann der Staatskanzler mit seiner Familie im Jahre 1851 nach Wien 
zurückkehrte, kam es zu einer schonungslosen Aussprache zwischen 
der Erzherzogin Sophie und der Fürstin Metternich, deren Verlauf im 
Tagebuch der Fürstin in sehr charakteristischer Weise geschildert wird. 
28
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.