Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

über ihre Persönlichkeit und deren Entwicklung bekannt 
geworden, daß es unmöglich ist, von der Mutter des 
Kaisers Franz Joseph ein im Einzelnen ausgeführtes Cha¬ 
rakterbild zu zeichnen. Soviel ist aber sicher, daß Erz¬ 
herzogin Sophie eine echte Herrschernatur besaß, daß sie, 
streng unter kirchlichem Einfluß erzogen, eine politische 
Bildung von ausgesprochen konservativem Charakter sich 
erworben hatte und sich immer schwerer in die durch 
die Staatskonferenz geschaffenen Regierungsverhältnisse 
Österreichs schickte. Auch außerhalb der Hofkreise wußte 
man, daß sie dem Manne, der ihr wie aller Welt als Träger 
des „Systems“ Kaiser Franzens erschien, dem Fürsten 
Metternich, immer nachdrücklicher opponierte. Es kann 
auch keinem Zweifel mehr unterliegen, daß Erzherzogin 
Sophie seit 1847 mit der Opposition im ständischen Wiener 
Landtag in Fühlung stand und daß sie den von dem Gegner 
Metternichs, dem Minister Grafen Kolowrat, nach dem 
Ausbruch der Pariser Februar-Revolution angesponnenen 
Machenschaften nicht ganz fern gestanden hat, die dahin 
zielten, durch passives Verhalten der Behörden bei den 
zum Sturze des Staatskanzlers heimlich geplanten Demon¬ 
strationen diese zu fördern. Daß dieser Gegensatz zwischen 
der Erzherzogin und dem Fürsten Metternich durch die 
furchtbaren Ereignisse der Märztage der Revolution gleich¬ 
sam weggewischt wurde, scheint der Brief anzudeuten, den 
Erzherzogin Sophie acht Tage nach der Flucht des grei¬ 
sen Staatska,nzlers aus Wien an ihn ins Ausland richtete. 
Derselbe beginnt mit einer außerordentlich herzlichen An¬ 
erkennung der großen Persönlichkeit und Vergangenheit 
Metternichs. Die Erzherzogin schreibt: 
«Ne m’en veuillez pas, mon eher, bien eher Prince, de 
ce que je viens vous importuner avec quelques lignes 
dictees uniquement par le besoin de mon coeur de vous 
dire, combien je vous aime et vous revere, combien je 
vous suis reconnaissante pour notre pauvre Autriche de 
tout ce qu’elle vous doit de beau, de grand, d’ineffagable 
et combien je vous remercie du bien que vous avez fait ä 
mon fils durant ce dernier hiver, en donnant une si bonne 
direction ä ses idees et ä ses sentiments.» 
Und nun geht der Mutter das Herz über vor Stolz auf 
ihren Sohn und vor Rührung über sein Verhalten in den 
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