Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

seien die Unterhändler in Zürich in voller Uneinigkeit, 
vor allem in Bezug auf die Stellung Yeneziens; und nun 
gibt Franz Joseph dem Kaiser eine fast akademisch gehal¬ 
tene Auseinandersetzung über die politische Natur seines 
Reiches. 
„Österreich ist aus verschiedenen Nationalitäten zu¬ 
sammengesetzt und bedarf daher mehr als jedes andere 
Land einer gewissen Konzentration der Staatsgewalt in 
den Händen der Regierung. Als Mitglied des Deutschen 
Bundes ist Österreich Verpflichtungen eingegangen, die es 
ihm unmöglich machen, ganz entgegengesetzte Richtung 
für einen anderen Bund auf sich zu nehmen. Man schlägt 
mir jetzt vor, das Königreich Yenezien hinsichtlich der 
bürgerlichen Verwaltung ünd der Armee von der übrigen 
Monarchie vollkommen abzutrennen. 
Aber wenn die zum deutschen Staatenbunde gehörigen 
Provinzen Ungarn, Siebenbürgen usw. alle dasselbe Privi¬ 
leg für sich verlangen würden, so würde daraus die Auf¬ 
lösung der Armee hervorgehen. Wenn ich meinen italieni¬ 
schen Provinzen eine absolute Autonomie gewähren wollte, 
so könnten auch die anderen Provinzen versucht sein, die 
Bande, die sie miteinander vereinigen, abzuändern; und 
das würde nichts anderes sein als die Auflösung der ge¬ 
samten Monarchie. Aus diesen Gründen habe ich von An¬ 
fang an, wie E. M. sich wohl erinnern werden, jede Ein¬ 
flußnahme der geplanten Konföderation auf die innere 
Verwaltung des Venezianischen Königreiches abgelehnt. 
Im Falle Luxemburg haben die niederländischen Truppen 
die Pflicht, daselbst eine Besatzung zu halten und die 
Deutsche Bundes-Akte verpflichtet keineswegs den König 
der Niederlande, für dieses Land eine besondere Verwal¬ 
tung einzurichten.“ 
Schließlich setzte Franz Joseph auseinander, daß er 
immer den Gedanken festgehalten habe, daß diese Ab¬ 
machungen, die zwischen ihnen bestünden, nicht einen 
Bestandteil des Züricher Friedensvertrages bilden soll¬ 
ten, denn das hinge mit dem Plan der Konföderation zu¬ 
sammen, daher ladet Franz Joseph ein, diese Dinge nur 
mit ihm zu verhandeln. Sehr bezeichnend ist der Schluß 
des Schreibens: 
„Ich bitte E. M. diese Erwägungen wohl zu überlegen. 
Ich bitte Rücksicht zu nehmen auf die meiner Position 
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