Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

also die konservative Welt gegen die drohende Revolution 
verteidige. Franz Joseph hatte auch von der englischen 
Diplomatie Hilfe erwartet. Aber nichts von alledem ge¬ 
schah. Aufs tiefste war aber der junge Kaiser durch die 
Stellungnahme des Prinzregenten Wilhelm von Preußen 
getroffen, denn dessen Politik erschien ihm nur als Fort¬ 
setzung der seit 1848 von Radowitz begründeten, dann von 
Schwarzenberg niedergeworfenen Unionspolitik. Der Prinz¬ 
regent wollte nur dann den Verpflichtungen, die ihm nach 
Österreichs Auffassung das Bundesrecht auferlegte, nach- 
kommen, wenn bei diesem Anlasse Preußen die Führung 
Deutschlands überlassen würde und Österreich sich so viel 
als möglich aus dem Bunde zurückziehen zu wollen bereit 
erklärte. Daher war die Mission des im April von Berlin 
nach Wien entsendeten Generals Willisen gescheitert. 
Fürst Alfred Windischgrätz, der zu neuerlichen Verhand¬ 
lungen mit der preußischen Regierung nach Berlin ent¬ 
sendet wurde, traf den Prinzregenten schon in einer für 
Österreich günstigeren Stimmung. Die scharf gegen Napo¬ 
leon gerichtete öffentliche Meinung der bürgerlichen 
Kreise Deutschlands hatten darauf ebenso Einfluß, wie 
die Rückerinnerung Wilhelms an die Zeit, da Preußen und 
Österreich vereinigt über den Rhein drangen und den ersten 
Napoleon niederwarfen und in das Exil nach Elba trieben. 
Aber noch ehe Windischgrätz heimbeordert war, brachte 
der Telegraph der ganzen Welt die Nachricht vom Ab¬ 
schlüsse des Waffenstillstandes zwischen Napoleon und 
Franz Joseph zum großen Erstaunen aller europäischen 
Kabinette. Napoleon hatte den ersten Schritt zur Ver¬ 
ständigung gemacht, als er am 5. Juli von Valeggio folgen¬ 
des Schreiben an Franz Joseph richtete: 
«Monsieur mon frere, 
On me fait savoir de Paris qu’une grande puissance 
va faire aux belligerants une proposition d’armistice. 
Si cette proposition etait acceptee par V. M., je de- 
sirerais le savoir parce qu’alors je ferais donner l’ordre äla 
flotte qui va attaquer Venise, de n’en rien faire, car il est 
de notre devoir d’eviter de repandre du sang inutilement. 
Je renouvelle ä V. M. l’assurance de sentiments de 
haute estime avec lesquels je suis de V. M. 
le bon frere Napoleon.» 
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