Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

junge Kaiser im Verein mit dem Fürsten Schwarzenberg. 
Nach dessen Tode hing Alles ausschließlich vom jungen 
Souverän und von dem Einflüsse der zum größten Teil 
militärischen Umgebung des Kaisers ab. Von des Kaisers 
Brüdern war es der ihm im Alter zunächst stehende 
Ferdinand Max, dessen unruhiger Ehrgeiz Franz Joseph 
mancherlei Sorgen zu bereiten begann. Übrigens war am 
Hofe wohl bekannt, daß dieser zweite Sohn in der mütter¬ 
lichen Liebe nunmehr den ersten Platz einzunehmen be¬ 
gann. Er sollte nach dem Willen seiner Mutter sobald als 
möglich einen eigenen Wirkungskreis im Staate erlangen und 
zwar wurde dafür zunächst die in Neubildung begriffene 
Kriegsmarine ausersehen. In der Tat brachte der junge 
Prinz viel Zeit an der Küste zu, besonders in Triest. Es 
scheint schon zu Beginn der Fünfziger Jahre Reibungen 
zwischen den beiden Brüdern gegeben zu haben. Als der 
Kaiser verwundet daniederlag, wurde am Hofe die Sorge 
lebendig, was denn bezüglich der Thronfolge vorbereitet 
sei, für den Fall, daß Franz Joseph stürbe. Graf Grünne 
hielt es für notwendig, den Kaiser zu fragen, ob man nicht 
den Erzherzog Max, den nächsten Thronerben, der sich 
damals in Cattaro am südlichsten Ende der Monarchie 
aufhielt, nach Wien kommen lassen solle. Franz Joseph 
lehnte ab, dennoch kam sein Bruder aus freien Stücken. 
Damals trat beim jungen Kaiser die Eifersucht gegen 
seinen dem Thron zunächst stehenden Agnaten unzweifel¬ 
haft zutage. Ferdinand Max war übrigens zweifellos von 
mehr geistiger Veranlagung als der Kaiser, was sich bei 
ihm vor allem in seiner Begeisterung für Literatur, zumal 
romautische Poesie, für bildende Kunst, ferner in seiner 
Vorliebe für die See und südliche Natur kundgab. Sein 
von ihm hochverehrter Lehrer, der Tiroler Hans von Per- 
thaler, ein hochbegabter Jurist, zugleich aber ein gewand¬ 
ter Schriftsteller, der selbst eifrig in Dichtung und Litera¬ 
tur dilettierte, trug viel dazu bei, diese Anlagen des Erz¬ 
herzogs zu entwickeln. Obgleich von Natur aus gewiß 
gutmütig war Ferdinand Max im Gegensatz zu seinem 
älteren Bruder von schwachem Charakter, ohne seelisches 
Gleichgewicht und schon von der Knabenzeit her durch un¬ 
klaren Ehrgeiz und wohl auch von Neid gegen den kaiser¬ 
lichen Bruder zeitweise sehr heftig bewegt. Den führenden 
Männern erschien er schon in seiner Jugend als ein auf¬ 
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