Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

ihr später gänzlich und widmete sich ausschließlich seiner 
Lust, im Hochgebirge zu jagen. Nur der Auerhahnjagd 
blieb er viel länger treu. Sie entsprach seiner schon sehr 
früh ausgereiften echten Jägernatur ganz besonders. Be¬ 
merkenswert ist dabei, daß Franz Joseph, zum Unterschied 
von vielen seiner königlichen Berufsgenossen, in der Jagd 
und ihrem Getriebe ganz volkstümlich geblieben ist, alles 
Höfische war ihm dabei fremd, ja geradezu verhaßt. Mit 
seinen Förstern und den berufsmäßigen Waidmännern in 
den kaiserlichen Gehegen sprach er, ohne sich dabei etwas 
zu vergeben, ausschließlich in der Volkssprache, wie denn 
Franz Joseph überhaupt deutsch immer mit dem schönen 
Akzent der echten alten Wiener Mundart der höheren Ge¬ 
sellschaftskreise gesprochen hat. Als Jäger fühlte er sich 
wohl und schüttelte für diese Zeit Sorgen und die zahl¬ 
losen persönlichen Inanspruchnahmen ab, die mit dem 
Hof und mit Regierungsgeschäften verknüpft waren. Da 
kam auch bei ihm der gutmütige Untergrund seines Wesens 
hervor, seine leicht in harmlosen Spott umschlagende echt¬ 
österreichische Gemütsart brachte sich zum Ausdruck, da 
brauchte er nicht die Lehren seiner Mutter und des Fürsten 
Schwarzenberg zu befolgen, daß er streng sein, daß er 
Mißtrauen hegen müsse, daß ihn alle Menschen mehr oder 
weniger für sich ausnützen würden, und daß er sich da¬ 
gegen vor allem durch möglichste Unnahbarkeit wehren 
solle. Daß Franz Joseph dem Jagdvergnügen damals zu 
viel nachging, beklagten schon in dieser Zeit im übrigen 
sehr wohlwollende Beurteiler seiner Lebensführung; kaum 
mit Recht, denn wie schon in Franz Josephs jungen Jahren, 
so hat ihm auch später die Jagd die einzige physische und 
seelische Erfrischung geboten. Er liebte sie auch deshalb, 
weil er es nicht liebte, viel zu reden, was für den Jäger 
selbstverständlich ist. Schon an dem ganz jungen Herrn 
wird seine Zurückhaltung im Sprechen vielfach bemerkt. 
In der Tat, Franz Joseph war nur sehr selten geneigt, “to 
give himself away”. Dem entsprach es auch, daß er Leute 
nicht liebte, die viel zu ihm sprachen. Er mißtraute schon 
in diesen jungen Jahren Männern, die leicht und gut 
redeten. Auch war er deshalb kein guter Zuhörer, weil er von 
Naturanlage doch ungeduldig war. So sehr Franz Joseph 
in manchen Dingen ein echter Wiener und Österreicher ge¬ 
wesen ist, hatte er doch durchaus nichts von der österreichi- 
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