Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

perücken“ der Ferdinand’schen Epoche waren verschwun¬ 
den: junge Offiziere, junge Geheime Bäte als Ratgeber 
des Kaisers — Alexander Bach war kaum fünfunddreißig 
Jahre alt — umgaben den jugendlichen Monarchen. Daß 
Franz Joseph während dieser zwei oder drei Jahre im ge¬ 
sellschaftlichen Vergnügen goldener Jugendzeit nicht auf¬ 
ging, bewirkte vor allem sein hohes Pflichtgefühl und der 
heiße Wunsch des kaiserlichen Jünglings, wirklich selbst 
zu herrschen. Unermüdlich reiste er in alle Teile des 
weiten Reiches, um zu „inspizieren“, selbst nach dem 
Rechten zu sehen, vor allem zu militärischen Besichtigun¬ 
gen, Übungen und Manövern, besonders gern und oft nach 
den italienischen Provinzen, zumal nach Venedig und 
Triest, wo die neue, im Aufbau begriffene österreichische 
Flotte unter der Leitung eines dazu berufenen dänischen 
Marineoffiziers, des Vizeadmirals Dahlerup, ihrer ehren¬ 
vollen Zukunft entgegenging. Immer war der Kaiser in Be¬ 
wegung: Reisen zu diplomatischen Zwecken, wiederholtes 
Zusammentreffen mit dem Zaren Nikolaus I. in Warschau, 
mit seinem Oheim König Friedrich Wilhelm IV. in Tet- 
schen an der Elbe, mit dem sächsischen Könige in Pillnitz, 
Staatsbesuche in Dresden und Berlin, Zusammenkünfte 
mit den süddeutschen Fürsten in Bregenz. 
Solche pflichtmäßige Tätigkeit hielt ihn bald vom ge¬ 
sellschaftlichen Treiben mehr oder weniger fern; nicht 
minder wirkten in derselben Richtung sein Selbstgefühl 
und seine hohe Auffassung von der kaiserlichen Würde, 
die ihm auch dem Hofe und hohen Adel gegenüber größte 
persönliche Zurückhaltung zur selbstverständlichen Ge¬ 
wohnheit machten. Als sich Franz Joseph verlobt hatte, 
entsagte er vollständig dem Tanzvergnügen. Von da an 
nahm er nur als der Mittelpunkt der Hofgesellschaft an 
den Festakten teil. In seinem ganzen Wesen sprach sich 
dann das Bewußtsein aus von seiner Verpflichtung, die 
hohe Würde des Herrschers gewissermaßen unpersönlich 
zu verkörpern. 
Um so mehr entwickelte sich gleichzeitig bei ihm eine 
andere Art der Zerstreuung und Erholung, die sich alsbald 
zu der einzigen Passion, die ihm eigen war, ausbildete: 
die Freude an der Jagd. Damals betrieb Franz Joseph noch 
reichlich die Niederjagd auf den kaiserlichen Gütern in 
Mähren, Niederösterreich und in der Slowakei. Er entzog sich 
175
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.