Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

über das nächste Hindernis hinweghalf. Die Völker wieder¬ 
um sind selbst nie stark genug gewesen, um durch Verein¬ 
barung unter sich aus eigener Kraft das von Jahr zu Jahr 
riesenhaft anwachsende Problem der Fortdauer des alten 
völkerverbindenden Reiches einer bejahenden Lösung zuzu¬ 
führen. Es ist nicht verwunderlich, daß die moderne natio¬ 
nalistische Demokratie, wie wir sie zu Beginn des 20. Jahr¬ 
hunderts zur Vollkraft gelangen sehen, im Reiche Franz 
Josephs hierzu auch nicht imstande gewesen ist. Doch ist 
nicht zu übersehen, daß erst das furchtbare Weltringen, das 
Franz Josephs Erklärung des Krieges an Serbien im Juli 
1914 entfesselte, und die aktive Mitwirkung der die beiden 
Kaiserreiche niederkämpfenden Weltkoalition an der Re- 
volutionierung der slawischen und romanischen Völker des 
Habsburgerreiches imstande gewesen sind, zugleich mit 
der Auflösung der österreichisch-ungarischen Heeresmacht 
das Reich selbst in seine historischen Bestandteile aufzu¬ 
lösen. Ob die Vernichtung dieser Einheit, die Franz Joseph 
durch sein langes Leben hindurch zu erhalten vermocht 
hat, für die von diesem Reiche befreiten Völker und für 
ganz Europa wirklich eine Tat schöpferischer Politik, eine 
dauernde Befriedigung der neuen Nationen und ihrer Staa¬ 
ten und damit eine Förderung und Hebung des gesamten 
europäischen Lebens bedeutet: das ist eine Frage, welche 
die Gegenwart an die Zukunft stellen, aber nicht selbst 
beantworten kann. 
16
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.