Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

den Friedens Vermittler einigt. So schließt die Bilanz des 
Krimkrieges für den zähen Anwalt des europäischen Frie¬ 
dens mit einem riesigen Verlust-Saldo, das übrigens noch 
durch die schon oben berührte Rückwirkung aller dieser 
diplomatischen Kampagnen auf die innerdeutschen Ver¬ 
hältnisse und die preußisch-österreichischen Beziehungen 
vermehrt wird. 
Wir haben kein Zeugnis dafür, daß Kaiser Franz Joseph 
selbst nach der Wiederherstellung des Friedens über dessen 
Bedeutung für Österreich in so kritischer Weise geurteilt 
hätte. Es ist wohl begründet, anzunehmen, daß er in 
nicht geringem Maße mit dem, was er erreichte, zufrieden 
war. Erst als durch Napoleons und Palmerstons Verstän¬ 
digung die Vereinigung der Donaufürstentümer, gegen 
welche Österreich lebhaft opponiert hatte, zur Durchfüh¬ 
rung gelangte, und als Franz Joseph wahrnehmen mußte, 
wie sehr die schlechte Stimmung Napoleons gegen Öster¬ 
reich nach dem Kriege sich festigte, wie dagegen die Inti¬ 
mität des Pariser Hofes und Kabinetts mit der Piemonte- 
sischen Regierung wuchs, da mußte auch der Kaiser selbst 
sich darüber klar geworden sein, wie ihm und seinem 
Reiche aus den vier Jahren des Krieges Rußlands mit den 
Westmächten und der Türkei eigentlich nichts übrig¬ 
geblieben sei, als die schwere Deroute der österreichischen 
Finanzen, die sich als das einzige positive Resultat der 
österreichischen Friedensdiplomatie für den Kaiser und 
sein Reich ergab. Dabei mag dem Kaiser doch nicht ganz ent¬ 
gangen sein, daß aus diesen Jahren auch für die innere 
Politik des von Schwarzenberg geschaffenen Einheits¬ 
reiches gewisse Rückwirkungen sich ergeben hatten, die 
den Kaiser und seine Umgebung gewiß zur Nachdenklich¬ 
keit zu stimmen vermochten. Die große Frage, welche 
Haltung Österreich in dem Kampf zwischen den West¬ 
mächten und Rußland einnehmen sollte, hatte nämlich, 
wie schon vorher angedeutet wurde, dazu geführt, daß sich 
unter Teilnahme der ganzen politisch interessierten Ge¬ 
sellschaft Österreichs zwei Parteien am Hofe und in der 
österreichischen Diplomatie sowie im Offizierskorps und 
in der Regierung bildeten, die sich aufs nachdrücklichste 
befehdeten: nämlich die Partei der Russenfreunde, hinter 
der der größte Teil des hohen Adels und fast1 die ganze 
Generalität stand, und die französische Partei, als deren 
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