Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

daß er aber auch in bezug auf Bosnien und Serbien der 
österreichischen Regierung freie Hand lasse. Der Einwand, 
den Eranz Joseph machte, ist charakteristisch: Er meinte, 
alle diese Länder hätten keine Ertragsfähigkeit und wür¬ 
den dem Staate mehr kosten als nützen. Vollends aber 
wurde der Kaiser sehr unruhig, als der Herzog ihm als 
Napoleons Meinung bekanntgab, der Besitz von Mailand 
sei für Österreich eine noch größere Schwierigkeit als jene 
östlichen Provinzen. Eranz Joseph wies jeden Gedanken 
einer Abtretung italienischer Gebiete auf das allerent¬ 
schiedenste zurück. Da gewann Herzog Ernst die Über¬ 
zeugung, die er dg,nn auch Napoleon mitteilte, daß für den 
Lieblingsgedanken des Pariser Cäsars, die italienischen Be¬ 
sitzungen Österreichs zum Austausch mit türkischen Pro¬ 
vinzen zu bringen, keine Aussicht auf Verwirklichung be¬ 
stehe. 
Die vorgeführten Zeugnisse zeigen, daß Eranz Joseph 
in der Lenkung der Politik seines Reiches schon voll¬ 
ständig auf sich selbst beruhte. Damals aber, sehr zum 
Unterschied von späteren Perioden seiner Regierungszeit, 
hörte Franz Joseph noch alle ihm wichtig erscheinenden 
Ratgeber und ging dabei sogar so weit, daß er Manches, 
was er besprach und unternahm, dem Grafen Buol, seinem 
Minister, verheimlichte. Damals war nämlich das Selbst¬ 
vertrauen Eranz Josephs noch so stark, daß er überzeugt 
war, gerade aus der Verschiedenheit der Ansichten sein 
eigenes Urteil über das, was er tun solle, am besten frei 
herausbilden zu können. Dieses Selbstvertrauen hatte ihm 
Felix Schwarzenberg gegeben. Damals stand dieses Vor¬ 
bild noch in aller Frische vor ihm und er strebte danach, 
es ihm gleich zu tun. Denn Schwarzenberg war, wie ihn 
sein intimster Mitarbeiter Hübner schildert, jederzeit be¬ 
reit, auch die seinen Anschauungen widersprechenden Mei¬ 
nungen ruhig anzuhören: immer war er sicher, im rich¬ 
tigen Augenblick schon seinen eigenen Weg zu finden, den 
er dann unerschrocken bis ans Ende ging. Der junge Kaiser 
versuchte es gerade so zu machen, wie sein Lehrer: man 
braucht wohl nicht weitläufig die Gründe dafür darzu¬ 
legen, daß ihm dennoch der Erfolg versagt geblieben ist. 
Vom Anfang der Verhandlungen an war der Kaiser also 
persönlich der Führer, nicht der Geführte in der äußeren 
Politik. Anders als in der inneren Politik hielt hier der 
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