Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

V. Kapitel 
Oesterreich und der Krimkrieg 
i. Franz Josephs Freundschaft mit dem Zaren Nikolaus 
und ihr Bruch 
Das Verhältnis Rußlands zum habsburgischen Reiche 
beherrschte seit der Thronbesteigung Franz Josephs natur¬ 
gemäß die ganze internationale Stellung Österreichs. Daß 
Nikolaus sich als den von G-ott berufenen Schutzherrn der 
1815 wiederhergestellten monarchischen Ordnung Europas 
betrachtete und daher seit dem Ausbruch der Revolutionen 
im März 1848 bereit war, vor allem den Dynastien der 
beiden deutschen Großmächte gegen die Revolution Hilfe 
zu leisten, gab den konservativen Elementen im ganzen 
Weltteil zeitweilig den einzigen Rückhalt und Hoffnung. 
Daß Nikolaus diese Hilfe dann der habsburgischen Dy¬ 
nastie tatsächlich geleistet hat, während ihn sein Schwa¬ 
ger Friedrich Wilhelm IV. von Preußen durch seine Politik 
des ,,Paktierens“ mit der Revolution aufs peinlichste ent¬ 
täuschte, bestärkte Nikolaus in seiner zweifellos von An¬ 
fang an ehrlich empfundenen Sympathie für den jungen 
Kaiser, den er vollends in sein Herz schloß, als Fürst 
Schwarzenberg die Restauration des absolutistischen 
Regimes mit großer Energie betrieb und schließlich 
auch die am 4. März 1849 verkündete aber niemals 
verwirklichte Reichsverfassung feierlich aufheben ließ. Ge¬ 
wiß hat es nicht an Reibungen und Spannungen in 
den Beziehungen der beiden Mächte während dieser 
ganzen Zeit gefehlt. Wenn das Erweisen und Empfangen 
von Wohltaten, wie allgemeine Lebenserfahrung lehrt, in 
der Regel die Freundschaft, aus der jene hervorgingen, aufs 
empfindlichste zu schädigen pflegt, so ist dies in den Ver¬ 
hältnissen von Staaten und Regierungen noch mehr der 
Fall. Die „waffenbrüderliche“ Hilfeleistung der Armee des 
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