Volltext: Kaiser Franz Joseph von Österreich

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rung der Macht des Hauses Habsburg in Deutschland 
eines der Grundelemente in dem sich nun schnell aus¬ 
bildenden politischen Denken Franz Josephs. Immer wieder 
hat er sich diesem Gedanken ganz und gar hingegeben 
und hat dann immer wieder das unübersteigbare Hin¬ 
dernis der preußischen Großmachtstellung erkennen und 
sich zurückziehen müssen. Wir werden noch mehr davon 
zu berichten haben. Zunächst aber hielt Franz Joseph nach 
dem Tode Schwarzenbergs nunmehr selbst alle die Fäden 
in der Hand, die von Wien nach München, Hannover, Stutt¬ 
gart, aber auch nach Dresden und Darmstadt gezogen 
waren. Sein so starkes fürstliches Empfinden ließ ihn in 
der deutschen Frage vor allem immer nur an die Fürsten 
denken und an die überragende Stellung, die er als Ober¬ 
haupt des Erzhauses von selbst unter diesen genoß. Der 
erste Gesandte, den Franz Joseph nach dem wiederher¬ 
gestellten Frankfurter Bundestage sandte, Graf Friedrich 
Thun, wirkte daselbst von Anfang an nicht erfolglos im 
Sinne der neuformulierten deutschen Politik Österreichs: 
gleichzeitig hatte Schwarzenberg einen der fähigsten Män¬ 
ner in der österreichischen Diplomatie der Zeit, den in 
ganz Europa als Orientalisten und Schriftsteller berühmten 
Grafen Prokesch nach Berlin gesandt. Dort wirkte dieser 
bedeutende Mann eifrig, aber unter großen Schwierigkei¬ 
ten und deshalb nicht allzu erfolgreich für die Politik 
Schwarzenbergs. In Frankfurt aber stieß diese Politik, an 
der Franz Josephs Herz ganz besonders hing, auf den 
Widerstand eines Mannes, der mehr als irgend ein anderer 
zur persönlichen Verkörperung des Schicksals Franz Josephs 
geworden ist. Am 23. Mai 1851 übernahm der preußische 
Landwehrleutnant und konservative Abgeordnete im preu¬ 
ßischen Landtag, Herr Otto von Bismarck-Schönhausen das 
Amt eines preußischen Gesandten beim Frankfurter Bundes¬ 
tag. Von diesem Tage an begann der unablässige Kampf 
Bismarcks gegen die neue Politik Österreichs, die darauf 
abzielte, die in der Bundesakte niedergelegte „Präsidial¬ 
stellung“ Österreichs im Bunde zu einer wirklichen Macht¬ 
stellung auszubilden. Und dies geschah, obgleich der preu¬ 
ßische Ministerpräsident, Herr von Manteuffel gerade Otto 
von Bismarck an diese Stelle berufen hatte, um im Interesse 
der konservativen Idee die Freundschaft Preußens mit Öster¬ 
reich, diesen Hauptpunkt des außenpolitischen Program¬ 
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