Beute
„Lerr Fregattenleutnant, das könnt' heute frische
Schnitzel geben!" sagt einer und schaut den Offizier ver¬
langend an. Aber das Anbordholen würde dem schwer¬
verletzten Tier nur noch mehr Schmerzen bereiten; die will
ihm der Kommandant ersparen, und so wird der Ochse
erschossen.
Dafür werden jetzt Fässer gefischt, große und kleine.
Die ersteren enthalten Olivenöl, feines, französisches, aus
Aix, die letzteren guten, roten Wein.
Die Ölfässer sind wichtiger, aber leider zu groß. Sie
passieren durch keine Luke. Da läßt der Kommandant
den Wein über Bord schütten, um in den kleineren
Fässern das Öl innenbords nehmen zu können.
Als der Torpedomeister das Wort „Wein" gehört
hatte, war er gelaufen gekommen, um eigenhändig
den Pfropfen einzuschlagen. Er hatte jedoch den Befehl
nicht genau vernommen und steht jetzt wie versteinert,
als er merkt, daß der gute Tropfen über Bord gehen
solle.
„Warten S' net lang . . ., vorwärts!" ertönt die
Stimme des Kommandanten, der ihm verstohlen und
sehr belustigt von der Seite zugesehen hat. Die Miene
des Torpedomeisters drückt aber auch alles ganz genau
aus: zuerst völliges Einverständnis — wie bei einem
Menschen, der glaubt, schlecht gehört zu haben —> dann
grenzenloses Erstaunen, zum Schluß schlecht verhehlte
Empörung.
Glucksend quillt der gute, duftende Wein aus dem
Faß, läuft über das Deck und plätschert als kleiner roter
Wasserfall ins Meer. Sehnsuchtsvoll schaut ihm der
Torpedomeister nach; dann dreht er sich um, aber der
Kommandant steht noch immer da. Da kommt schon das
Ol zum Amfüllen. Vergraust wendet er sich ab und
geht . . .; umfüllen muß ein anderer.
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