Einzigartige Leistungen verbrachte auch die Gendarmerie der
Bukowina unter ihrem genialen Kommandanten, Gendarmieroberst-
leutnant Eduard Fischer. Auf dessen Besehl nahmen 26 gegen Ru߬
land gelegene Posten am 6. August offensiv den Kampf gegen zwei -
russische Erenzbrigaden auf. Sie überschritten die Grenze nach Zurück-
werfung der Grenzwachen, besetzten auf russischem Gebiet die beherr¬
schenden Höhen und hielten diese in aufopfernden Kämpfen bis
31. August 1914. Am 30. August wurden sie von einer Brigade und
einer Division angegriffen.
In der Bukowina befand sich außer der Gendarmerie nur die
35. Landsturmbrigade, die sich am 30. August gegen Storozynetz,
Wiznitz in den Karpathenkamm zurückzog. Am 1. September wurde
dem Oberstleutnant Fischer das Höchstkommando über die in der
Bukowina befindlichen Eisenbahnsicherungen und Eendarmerieassi-
stenzen übertragen. Er verfügte weder über ein Geschütz noch über ein
Maschinengewehr.
Aus Zoll- und Finanzwache, aus Jägern und Forstbediensteten
und altgedienten, vielfach über 50 Jahre alten Männern stellte er
einige Bataillons auf und bildete daraus zwei Eefechtsgruppen, die
er südlich des von den Russen besetzten Ezernowitz am Sereth aufstellte.
Als starke russische Kräfte über den Tatarenpaß in Ungarn ein¬
gebrochen waren und hiedurch die eigene Rückzugslinie gefährdeten,
ließ Fischer am Sereth nur schwache Kräfte und marschierte mit der
Hauptkraft (fünf Bataillone) am 8. Oktober über den Prisloppaß nach
Borsa, wodurch die Russen, gegen die auch an dieser Stelle unsere
regulären Truppen eingriffen, Marmaros-Szigeth räumten.
Am 18. Oktober stieß Oberstleutnant Fischer die Russen vom
Sereth zurück und nötigte sie Ezernowitz aufzugeben, in das Fischer
mit seinen Truppen unter dem begeisterten Jubel der Bevölkerung am
20. Oktober einrückte.
Oberstleutnant Fischer, der von Sr. Majestät auf die Nachricht von
der Einnahme Czernowitzs außertourlich zum Obersten befördert
wurde, gebührt das Verdienst, durch die geniale Organisierung der
Landesverteidigung in der Bukowina, für welche reguläre Truppen¬
verbände nicht abgegeben werden konnten, in den kritischen ersten
Monaten des Krieges verhindert zu haben, daß die Russen durch dieses
Land in Ungarn einbrachen.
Es sei an dieser Stelle noch der sonstigen umfassenden Aufgaben
der Gendarmerie im Kriege gedacht, die an allen Fronten, so auch an
der Tiroler und Kärntner Front, mit ihren Landsturmassistenzen in
den ersten Wochen takräftigst am Grenzschutz mitwirkte, der Tätigkeit
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