Volltext: Oesterreichs Heldenkampf

Kriegsschauplatz abgezogen worden — glatt abgewiesen. Nach dem 
Angriff, der nur ein Versuchsballon gewesen sein dürfte, ließ das 
Trommelfeuer allmählich nach, um endlich ganz auszusetzen und einer 
Stille Raum zu geben, die sich bleiern und beängstigend auf die 
erregten Seelen legte. Frost kroch in das Herz, das schmerzend schlug. 
AIs der rotglühende Sonnenball aufstieg, setzte das feindliche 
Trommelfeuer neuerdings mit furchtbarer Gewalt gegen unsere Stel¬ 
lungen ein, die zu diesem Zeitpunkt schon seit mehr als 24 Stunden 
unter dem schwersten Artillerieseuer standen. Es hielt nun wieder 
ununterbrochen an, steigerte sich fortwährend, wuchs ins Riesenmäßige, 
schwoll an zu einem wildbrandenden Meer und erreichte gegen 9 Uhr 
vormittags seine größte Heftigkeit. Ein Toben und Tosen, ein Donnern 
und Dröhnen, Pfeifen und Heulen, Schlagen und Hämmern und 
Eisenschürfen war in den Lüften, daß man beinahe taub wurde davon 
und das eigene Wort manchmal unverständlich war. Wir mußten fast 
brüllen, wenn wir einander etwas sagen wollten. Wie Betrunkene 
taumelten wir aneinander. Die Nerven zuckten als führen starke elek¬ 
trische Ströme durch sie. Sie waren am Zerreißen. Die Gehirne pul¬ 
sierten fieberhaft. Aus allen Poren drang der Schweiß. Er drang 
unheimlich heiß heraus und wurde plötzlich kalt. Wir froren, obwohl 
die Sonne sengend niederglllhte. 
Der Gesichtskreis vor uns war in Feuer und Flammen, in 
schwarzen Rauch, schmutzigweißen Dampf und dumpfgelben Qualm 
gehüllt. Dicht nebeneinander standen am heißdunstigen Himmel die 
zahllosen Aufstieglinien der Schrapnells, schlanke, graue Stengel, die 
oben eine schmutziggelbe Kugel wie der abgeblühte Löwenzahn trugen, 
mit einem gelbroten Feuerkern inmitten. Vor uns und hinter uns 
schlug in das dicht von hohem Getreide bestandene Feld eine wild¬ 
heulende Granate nach der anderen ein, und eine jede warf haushohe 
Dampfwolken auf, durch die es feurig leuchtete. 
Ohne Aussetzen tobte der wahnsinnige Eisenhagel. Säulen von 
dickem Qualm, Dampf, Erde und Gestein stiegen hoch und fielen 
donnernd wiederum nieder. Sprengstllcke flogen sausend und zischend 
umher und suchten gierig nach Opfern. Die glühende Sonne verdun¬ 
kelte sich. Ihr Ball schien mattgelb durch die wogenden Wolken von 
Rauch, Dampf und Qualm. Gellende Schreie Todwunder schnitten 
durch das Toben und Tosen. Der Herrgott wurde von bebenden, 
weißen Lippen angerufen und der Teufel. 
Am ärgsten wütete das feindliche Feuer gegen unsere erste Stel¬ 
lung. Mit tobendem Geheul fuhren die Granaten in die Drahtver¬ 
haue. Stahl, Steine und Erdtrümmer folgen über die Deckung hinweg 
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