Volltext: Oesterreichs Heldenkampf

Verluste gebracht als manches Durchschnittsgefecht in Galizien. Von 
den Offizieren war Oberleutnant Ambros Hofsmann gefallen. Der 
Feind hoffte, hier seinen kleinen Erfolg auswerten zu können. Unauf¬ 
hörlich spien seine Geschütze ganze Lagen gegen den Abschnitt des 
Regimentes. Besonders unangenehm empfand man die fast in den 
Rücken schießenden Schiffsgeschütze, die an der Sdobbamündung stan¬ 
den. Was die feindlichen Geschütze nicht erreichten, beschossen die 
italienischen Minenwerfer, unterstützt von Erabengeschützen, Maschinen¬ 
gewehren, Gewehr- und Handgranaten. Wir mußten unserem Gegner 
gar viele Antworten schuldig bleiben, denn erstens reichten unsere 
Kampfmittel nicht aus und zweitens waren wir dringender mit der 
Instandsetzung und dem Ausbau der Stellung beschäftigt. 
Als der Morgen des 24. Oktober anbrach, da hatten wir in ruhe¬ 
loser Arbeit die Stellung halbwegs hergerichtet und gegen den feind-, 
lichen Einbruch notdürftig abgeriegelt. Um 3 Uhr trafen die 2. und 
4. Kompagnie als Reserve beim III. Bataillon ein. Ober uns kreisten 
die feindlichen Flieger und versuchten, mit ihren silbrig leuchtenden 
Bomben die Kampflinie zu treffen. Uns gegenüber, an einigen Stellen 
kaum 20 Schritte entfernt, lauerten hinter guten, durch eiserne Schutz¬ 
schilde, Faschinen und Schanzkörbe verstärkten Stellungen die feind¬ 
lichen Scharfschützen. Von Zeit zu Zeit hagelte ein Feuerüberfall gegen 
unsere armseligen Deckungen. Immer wieder entstanden Löcher. Doch 
ohne erst einen Befehl abzuwarten, beeilten sich die der schadhaften 
Stelle zunächst Stehenden, ihr Leben nicht achtend, die Bresche zu ver¬ 
stopfen. Hinter den eigenen Sandsäcken standen nur die Alarmposten, 
alle anderen Soldaten kauerten, so eng es nur ging, sprungbereit in 
den zunächst befindlichen Dolinen, um im Falle eines feindlichen Ein¬ 
bruchsversuches den Gegner abzuwehren. Gestatteten es die Raumver¬ 
hältnisse, dann suchte sich jeder, unterschiedslos, irgendeiner Eingebung 
folgend, ein Plätzchen, in der Hoffnung, daß just dieses Fleckerl von 
einem Treffer verschont bleiben werde. Glaube und Aberglaube waren 
im Deckungsuchen mitbestimmend. Während der eine ein geweihtes 
Heiligenbild auf seinen Platz legte, hockte sich der andere zu einer 
Leiche, indes ein dritter an der Stelle eines bereits erfolgten Granat¬ 
einschlages Schutz suchte. Krachend und dröhnend kam Granate auf 
Granate, zischend und pfeifend Mine auf Mine. Da gab es kein Aus¬ 
weichen. Träge schlichen die Stunden dahin. Und die Sonne entfaltete 
ihr strahlendes Gold, unbekümmert um das grausige Geschehen auf 
Erden. Granaten, Minen und Schüsse zerfleischten die Leichen, gruben 
aus den Dolinengräbern die Toten und zerfetzten die Lebendigen. Schon 
mahnte die untergehende Sonne zur Ruhe und schied weltvergessen 
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