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Die DurGbruGssGlaGt von Vretgereuth.
Siehe die Karten 1 und 2 am Ende des Buches.
Vorgeschichte.
Schon Anfang Februar 1916 trug sich das Armee-Oberkommando
mit dem Gedanken einer Offensive gegen Italien aus
Tirol heraus. Erzherzog Eugen sollte als Keeresgruppenkom-
mandant mit zwei Armeen, und zwar der 11. Armee unter General
oberst Graf Dankl und der 3. Armee unter Generaloberst von
Köves, über die Kochfläche von Vielgereuth und
Lafraun in der Richtung auf Thiene und Bassanoin die
Ebene vorstoßen und die italienische Isonzo-Armee abschneiden.
Diesem Plane standen aber zwei schwerwiegende Bedenken gegen
über: erstens unsere relativ sehr schwachen Kräfte, und zweitens
das außerordentlich schwierige Gelände, welches durch die ungün
stige Jahreszeit eine Offensive von vornherein unmöglich machte.
Ein Erstürmen der Berge auf der Kochfläche von Vielgereuth wäre
bei dem bis zu zwei Meter tiefen, weichen Schnee ganz aus
geschloffen gewesen. Man mußte also vor allem eine günstigere
Jahreszeit abwarten. Der Angriffstermin, welcher ursprünglich für
den 10. April in Aussicht genommen worden war, mußte ver
schoben werden.
Nun hatten aber die Vorbereitungen für die Offensive bereits im
Februar begonnen. Es war daher nicht zu vermeiden, daß auch die
Italiener davon Kenntnis erlangten und mit fieberhafter Käst
Gegenmaßnahmen trafen. Eine Ansammlung von zwei Armeen mit
allem, was damit verbunden war, konnte eben trotz aller Verschleie
rung nicht verborgen bleiben. Für einen durchschlagenden Erfolg
war aber das Moment der Überraschung eine
Kauptbedingung. Der Feind mußte überrannt werden.
Diese Voraussetzung schwand nun leider mit jedem Tage mehr. Die
Schneeschmelze begann in diesem Jahre erst Ende April, der An
griff mußte auf Mitte Mai verschoben werden.
Die Italiener hatten inzwischen ihre Streitkräfte an der
Tiroler Front um ein Vielfaches verstärkt. Mitte Februar standen