Volltext: Jänner bis Juni 1916 (3 ; 1917)

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nach den angegebenen einheitlichen Grundsätzen durchgeführten Regelung 
gingen zumeist von der politischen Landesbehörde zur Sicherstellung der Ver¬ 
sorgung ihres Gebietes im eigenen Wirkungskreise getroffene Verfügungen 
voraus, unter denen der Unterwerfung der Viehausfuhr aus dem Lande 
unter die Kontrolle der politischen Landesstelle die einschneidendste Wirkung 
zukommt. Diese Maßnahme hat auch die teilweise Eindämmung der Vieh- 
ausfuhr aus den österreichischen Ländern nach Ungarn mit sich gebracht. Die 
Ausschaltung des freien wirtschaftlichen Verkehrs auf dem Gebiete der 
Schlachtviehversorgung, welche die nach den Anweisungen der Regierung 
sukzessive ausgebauten Regelungen in den einzelnen Ländern mit sich brachte, 
hatte eine Umgestaltung des Charakters der Viehmärkte zur Folge, die nun¬ 
mehr gewissermaßen nur als Sammelstellen angesehen werden können, von 
wo aus die weitere Dirigierung des ausgetriebenen Materiales nach einem 
im voraus festgesetzten Plane erfolgt. 
Die Mannigfaltigkeit der Beschickung der Märkte erklärt sich somit aus 
der Verschiedenheit der Rolle, die den einzelnen Märkten bei der länder- 
weisen Regelung zugeteilt worden ist. Die Bedeutung des Grazer Vieh¬ 
marktes war auch schon vor Inkrafttreten der Regelung zurückgegangen, da 
ihm die militärischen Aufkäufe viel Material entzogen, der zu befriedigende 
Zivilbedarf stark zurückgegangen ist und die Ankäufe für die Provinzialorte, 
die jetzt meistens in der Lage sind, ihren verringerten Bedarf in der näheren 
Umgebung zu decken, nicht mehr jene Rolle spielen wie zu normalen Zeiten. 
Dagegen sind die Austriebe auf dem Urfahrer Markte, die bereits im zweiten 
Halbjahre 1915 eine Erhöhung erfahren hatten, bis Ende März des laufenden 
Jahres bedeutend gestiegen. Dies ist in der schon im zweiten Teile der Denk¬ 
schrift erwähnten Konzentrierung des oberösterreichischen Viehverkehres auf 
diesem Markte begründet. Es handelt sich hier nicht um einen Markt, für den 
der Bedarf des lokalen Konsums in erster Linie maßgebend ist, vielmehr 
hatten die Viehlieferungen nach Ungarn diesen Markt zu passieren, der auch 
zu umfangreichen Einkäufen für die Konservenfabriken und für den Hinter¬ 
landsbedarf der Militärverwaltung herangezogen wurde. Das Sinken der 
Auftriebe in den letzten drei Monaten des Halbjahres dürste auf die Ein¬ 
stellung der Abverküufe nach Ungarn und nach auswärtigen österreichischen 
Konsumorten zurückzuführen sein. Der Rückgang der Austriebe auf dem Prager 
Markte gegen Ende der Berichtsperiode ist wohl damit zu erklären, daß nun¬ 
mehr die Viehlieferungen aus Böhmen auf den Wiener Markt ohne Berührung 
des Prager Marktes gelangen, wodurch die Fleischsendungen aus Prag nach 
Wien entbehrlich werden, sowie damit, daß die Lieferungen aus Ungarn 
nunmehr nach Möglichkeit hintangehalten werden. 
Preisgestaltung. Über die Preisgestaltung auf dem Wiener Zentralviehmarkte St. Marx 
sowie auf den oben behandelten größeren Provinzialmärkten geben die 
Anlagen IV, V bis VII. tabellarischen Darstellungen der Anlagen IV, beziehungsweise V bis VII 
Aufschluß. ' 
Die bedeutende Steigerung der Kosten der Viehhaltung und Mästung, 
insbesondere die zunehmende Erhöhung der Futtermittelpreise im Zusammen¬ 
hange mit der immer empfindlicher werdenden Verminderung der Bestände 
an schlachtreifem Vieh lassen die eingetretene Steigerung der Viehpreise 
begreiflich erscheinen. Während zu normalen Zeiten in geordneten Wirt-
	        
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