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nach den angegebenen einheitlichen Grundsätzen durchgeführten Regelung
gingen zumeist von der politischen Landesbehörde zur Sicherstellung der Ver¬
sorgung ihres Gebietes im eigenen Wirkungskreise getroffene Verfügungen
voraus, unter denen der Unterwerfung der Viehausfuhr aus dem Lande
unter die Kontrolle der politischen Landesstelle die einschneidendste Wirkung
zukommt. Diese Maßnahme hat auch die teilweise Eindämmung der Vieh-
ausfuhr aus den österreichischen Ländern nach Ungarn mit sich gebracht. Die
Ausschaltung des freien wirtschaftlichen Verkehrs auf dem Gebiete der
Schlachtviehversorgung, welche die nach den Anweisungen der Regierung
sukzessive ausgebauten Regelungen in den einzelnen Ländern mit sich brachte,
hatte eine Umgestaltung des Charakters der Viehmärkte zur Folge, die nun¬
mehr gewissermaßen nur als Sammelstellen angesehen werden können, von
wo aus die weitere Dirigierung des ausgetriebenen Materiales nach einem
im voraus festgesetzten Plane erfolgt.
Die Mannigfaltigkeit der Beschickung der Märkte erklärt sich somit aus
der Verschiedenheit der Rolle, die den einzelnen Märkten bei der länder-
weisen Regelung zugeteilt worden ist. Die Bedeutung des Grazer Vieh¬
marktes war auch schon vor Inkrafttreten der Regelung zurückgegangen, da
ihm die militärischen Aufkäufe viel Material entzogen, der zu befriedigende
Zivilbedarf stark zurückgegangen ist und die Ankäufe für die Provinzialorte,
die jetzt meistens in der Lage sind, ihren verringerten Bedarf in der näheren
Umgebung zu decken, nicht mehr jene Rolle spielen wie zu normalen Zeiten.
Dagegen sind die Austriebe auf dem Urfahrer Markte, die bereits im zweiten
Halbjahre 1915 eine Erhöhung erfahren hatten, bis Ende März des laufenden
Jahres bedeutend gestiegen. Dies ist in der schon im zweiten Teile der Denk¬
schrift erwähnten Konzentrierung des oberösterreichischen Viehverkehres auf
diesem Markte begründet. Es handelt sich hier nicht um einen Markt, für den
der Bedarf des lokalen Konsums in erster Linie maßgebend ist, vielmehr
hatten die Viehlieferungen nach Ungarn diesen Markt zu passieren, der auch
zu umfangreichen Einkäufen für die Konservenfabriken und für den Hinter¬
landsbedarf der Militärverwaltung herangezogen wurde. Das Sinken der
Auftriebe in den letzten drei Monaten des Halbjahres dürste auf die Ein¬
stellung der Abverküufe nach Ungarn und nach auswärtigen österreichischen
Konsumorten zurückzuführen sein. Der Rückgang der Austriebe auf dem Prager
Markte gegen Ende der Berichtsperiode ist wohl damit zu erklären, daß nun¬
mehr die Viehlieferungen aus Böhmen auf den Wiener Markt ohne Berührung
des Prager Marktes gelangen, wodurch die Fleischsendungen aus Prag nach
Wien entbehrlich werden, sowie damit, daß die Lieferungen aus Ungarn
nunmehr nach Möglichkeit hintangehalten werden.
Preisgestaltung. Über die Preisgestaltung auf dem Wiener Zentralviehmarkte St. Marx
sowie auf den oben behandelten größeren Provinzialmärkten geben die
Anlagen IV, V bis VII. tabellarischen Darstellungen der Anlagen IV, beziehungsweise V bis VII
Aufschluß. '
Die bedeutende Steigerung der Kosten der Viehhaltung und Mästung,
insbesondere die zunehmende Erhöhung der Futtermittelpreise im Zusammen¬
hange mit der immer empfindlicher werdenden Verminderung der Bestände
an schlachtreifem Vieh lassen die eingetretene Steigerung der Viehpreise
begreiflich erscheinen. Während zu normalen Zeiten in geordneten Wirt-