Volltext: Jänner bis Juni 1916 (3 ; 1917)

ß) Grsatzfutterstoffe: 
Rebholz. 
Schilf. 
Heidekraut. 
Brennessel. 
Maiskolben. 
Blutfutter. 
Schlachthofabfälle. 
Zur Durchführung sämtlicher Sammelaktionen hat das Ministerium für 
Kultus und Unterricht beit gesamten Apparat der Schulorganisation zur Ver¬ 
fügung gestellt, und es kann festgestellt werden, daß sich Lehrer und Schüler 
mit dankenswertem Eifer den erwähnten Aufgaben widmen. 
Die von der Regierung eingeleitete Aktion der Verwendung des zer¬ 
faserten Rebholzes zu Futterzwecken wurde auch vom Kriegsministerium weiter 
verfolgt. Die seinerzeit vom Ackerbauministerium angeschafften Zerfasermaschinen 
wurden auf Verlangen der Militärkommandos zur Verfügung gestellt. Das 
zerfaserte Rebholz wurde mit gutem Erfolg zur Pferdefütterung verwendet. 
Auch von der landwirtschaftlichen Bevölkerung wurde nach den eingelangten 
Nachrichten bereits vielfach Rebholz verwendet, so daß für das nächste Jahr 
mit einer weiteren Ausdehnung der Aktion gerechnet werden kann. Die von 
der Militärverwaltung zurückgestellten Zerfasermaschinen wurden bereits in den 
Bedarfsgebieten wieder ausgestellt. 
Da das junge Schilfrohr sowohl in frischem Zustande als auch ein¬ 
gesäuert ein sehr verwendbares Futter darstellt, wurden die politischen Landes" 
behörden angewiesen, die landwirtschaftlichen Kreise auf den Wert dieses 
Futtermittels aufmerksam zu machen. Gegenwärtig werden Versuche zur Her¬ 
stellung eines Futtermehles aus Schilf durchgeführt, die noch nicht abge¬ 
schlossen sind. 
Die Futtermittelzentrale hat größere Mengen von Heidekraut aus dem 
Auslande bezogen, dessen Absatz sich aber ziemlich schwierig gestaltete. Gegen¬ 
wärtig werden die verfügbaren Mengen von Heidekraut als Aufsaugematerial 
für Melasse verarbeitet. Die Anschaffung von Heidekraut im Jnlande durch 
Sammeln seitens der Bevölkerung hat bisher geringe Resultate erzielt, weil 
der Schnitt des Heidekrautes mit bedeutenden Schwierigkeiten verbunden ist. 
Da Brennesselblätter sich als Futter für Geflügel ausgezeichnet eignen 
und auch die übrigen Brennesselabfälle als Melasfeträger verwendbar sind, 
werden mit dem Kriegsministerium, das die Sammlung von Brennesseln 
zwecks Verarbeitung in Textilfabriken durchführen läßt, Verhandlungen wegen 
Überlassung der Brennesselblätter und Knickabfälle gepflogen, die noch nicht 
abgeschlossen sind. 
An Maiskolben wurden ziemlich bedeutende Mengen aus Ungarn bezogen 
und zum Teil in geschrotetem Zustande als Zusatz zum Pferdemischfutter, zum 
Teil als Aufsaugematerial für Melasse verwendet. Im ganzen standen 
19.650 Meterzentner zur Verfügung. 
Blutfutter wurde unter Aussicht der Futtermittelzentrale in zwei Fabriken 
in guter Qualität erzeugt und an Schweiuebesitzer abgegeben. Es gelangten 
26.319 Meterzentner zur Zuweisung. 
Die bisherige Verwertung der Schlachthofabfälle war eine äußerst 
unrationelle. Dieselben wurden vielfach verbrannt oder zu Dünger verarbeitet. 
Da alle Fleischabfälle wegen des hohen Eiweißgehaltes bei entsprechender 
Verarbeitung ein vorzügliches Kraftfutter liefern, wurde die raüonelle Ver¬ 
arbeitung der Abfälle durch Sterilisierung und Trocknung auf maschinellem 
Wege propagiert. Um eine Übersicht über das zur Verfügung stehende Roh¬ 
material zu gewinnen, wurden Fragebogen an alle Schlachthofverwaltungen 
über ihren Anfall an Blut, Abfällen, Konfiskaten re. und deren bisherige 
Verwertung versendet.
	        
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