Volltext: Jänner bis Juni 1916 (3 ; 1917)

namentlich durch Einberufung von Spitalsärzten zur militärischen Dienst¬ 
leistung, dlirch Verwendung zahlreicher Schwestern außerhalb der Zivilkranken- 
anstalten und durch gesteigerte Inanspruchnahme der Zivilspitäler für die 
Verpflegung verwundeter und kranker Militärpersonen erschwert war. Auf 
uneingeschränkte Aufrechterhaltung des Betriebes wurde um so größerer Wert 
gelegt, als gerade die Erfahrungen des jetzigen Krieges gezeigt haben, daß 
es nicht so sehr auf die Gesamtzahl der Krankenpflegerinnen ankommt als 
auf die Zahl der zur Verfügung stehenden geschulten, in der Organisation 
und Leitung des Krankenpflegedienstes erfahrenen berufsmäßigen Kranken¬ 
pflegerinnen. Tatsächlich haben schon die Schülerinnen des II. Jahrganges 
der Krankenpflegeschülen, die sogenannten Probepflegerinnen, insbesondere aber 
die diplomierten Absolventinnen der Schulen, durch gut organisierte und 
geleitete Verwendung ungeübter Hilfskräfte den oft in ganz außerordentlichem 
Maße in Anspruch genommenen Spitälern im Kriege bessere Dienste geleistet 
als trotz äußerster Anspannung ihrer Kräfte die nur empirisch ausgebildeten 
Wärterinnen alten Stils mit langjähriger Spitalsdienstzeit. 
Gut bewährt haben sich auch die mehrmonatigen nachmittägigen Fort¬ 
bildungskurse, die an den Krankenpflegeschulen — gesondert von den Kursen 
mit zweijähriger Dauer — zur Vorbereitung vorgebildeter, mindestens drei 
Jahre in der Krankenpflege tätiger berufsmäßiger Krankenpflegerinnen für die 
staatliche Diplomsprüfung veranstaltet werden. Krankenpflegerinnen, die 
während ihrer langjährigen praktischen Verwendung im Spitalsdienste vielfach 
nicht Gelegenheit zu planmäßiger Ausbildung in der Hygiene, den Grund¬ 
zügen der Lehre von den Infektionskrankheiten und in manchen anderen 
Fächern hatten, ist durch die Kurse die Möglichkeit geboten, ihre Ausbildung 
zu ergänzen. Durch stetige Einflußnahme auf die in Betracht kommenden 
Kreise der berufsmäßigen Krankenpflegerinnen ist es während der Kriegszeit 
gelungen, den Besuch der Kurse wesentlich zu heben; geistliche Schwestern 
aus mehreren Ordensgenossenschaften sowie weltliche Krankenpflegerinnen 
nehmen in zunehmender Zahl daran teil. Besonderer Wert wird darauf 
gelegt, daß die Lehrer, die ihr Fachgebiet in einer möglichst kurzen Reihe von 
Vortrügen darstellen, sich von der ersten Unterrichtsstunde an durch 
Besprechung mit den Schülerinnen überzeugen, ob diese in der Lage sind, dem 
Unterrichte zu folgen. Die Ergebnisse der Diplomsprüfungen waren günstig. 
Weniger erfreulich ist die Wahrnehmung, daß die wünschenswerte 
Zunahme der Zahl intellektuell und hinsichtlich ihrer allgemeinen Bildung 
geeigneter Frauen, die sich während des Krieges der berufsmäßigen Kranken¬ 
pflege widmen, nicht gleichen Schritt hielt mit dem gesteigerten Interesse der 
Bevölkerung an der Pflege Kriegsverwundeter; die Ursachen liegen darin, 
daß die Frauen bei der erhöhten Wertung ihrer Arbeit während des Krieges 
lohnenderen Erwerb in anderen, weniger mühevollen Berufen finden, und in den 
noch immer ungünstigen wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen im Kranken¬ 
pflegeberufe. Die Besserung dieser Zustände wurde angebahnt und wird auch 
weiterhin Gegenstand einschlägiger Maßnahmen sein. 
Die Zahl der freiwilligen Hilfskrankenpflegerinnen, die zu Beginn des 
Krieges aus allen Gesellschaftsklassen der Kriegskrankenpflege zuströmten, ist 
wesentlich geringer geworden; viele sind nunmehr in der Krankenpflege als 
besoldete Hilfskräfte tätig, die in manchen Fällen einen gewissen Grad ein-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.