Volltext: Juli bis Dezember 1915 (2 ; 1916)

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Sanitäre Maßnahmen im 
Postverkehre. 
Malaria. 
Tuberkulose. 
Nichtsdestoweniger konnte den durch Ansammlung so großer Menschen¬ 
massen in Konzentrationslagern an sich schon hervorgerufenen gesundheitlichen 
Gefahren nur zum Teile, namentlich soweit es sich um die jüngeren Kinder 
handelt, begegnet werden. Die wirksame Bekämpfung der Diphtherie und des 
Scharlachs war wohl durch sorgfältige ärztliche Maßnahmen und gute 
Spitals- und Desinfektionseinrichtungen erreichbar, hingegen verliefen die 
Masernepidemien unter den vielfach schlecht genährten Kindern oft äußerst 
bösartig. 
Zur Verhütung der Weiterverbreitung übertragbarer Krankheiten im 
Postverkehre wurden den Postbehörden genaue Weisungen über die Zulassung 
oder die Zurückweisung von Sendungen aus verseuchten Gegenden erteilt und 
den politischen Bezirksbehörden Richtlinien für die Bestimmung und Bekannt¬ 
gabe der verseuchten Gebiete vorgeschrieben. 
Angesichts des Auftretens von Malariafällen bei Personen, die vom 
Kriegsschauplätze eingelangt waren, wurde die Aufmerksamkeit der Ärzte, 
zumal der Spitalsärzte, aus die Notwendigkeit fachgemäßer Untersuchung 
(Feststellung des mikroskopischen Blutbefundes) sowie zeitgerechter spezifischer 
Behandlung (mit Chinin) gelenkt. 
Durch Gewährung von Staatsbeiträgen sowohl im Rahmen der Abwehr 
von Volkskrankheiten als auch im Rahmen der Fürsorge für heimkehrende 
Krieger wurden die Bestrebungen der Vereine zur Bekämpfung der Tuberkulose, 
insbesondere des österreichischen Zentralkomitees für Bekämpfung der Tuberkulose, 
gefördert, die Errichtung und Erweiterung von Heilstätten und Tuberkulose¬ 
spitälern und die Angliederung von Tuberkulosepavillons an bestehende Kranken¬ 
anstalten, schließlich die Gründung entsprechend ausgestalteter Fürsorgestellen 
ermöglicht. 
Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. 
' (Denkschrift, Erster Teil, Seite 282.) 
Einer besonderen Obsorge bedurfte während der Kriegsverhältnisse die 
Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten und damit die Eindämmung der Pro¬ 
stitution. Nach einleitenden Verfügungen im Jänner und Mai 1915 setzte 
Anfangs November eine planmäßige Aktion zur Bekämpfung der Geschlechts¬ 
krankheiten ein, an der sowohl im Interesse der Kriegstüchtigkeit der Armee, 
als auch aus sozialhygienischen und volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten in 
gleicher Weise die Zivil- und die Militärverwaltung beteiligt waren. Da ein 
Erfolg der behördlichen Maßregeln ohne Mitwirkung der Bevölkerung nicht 
zu erwarten war, wurde vor allem auf die aufklärende und belehrende Tätig¬ 
keit durch Veranstaltung volkstümlicher Vorträge, Verteilung von Merkblättern, 
Veröffentlichungen in der Tagespresse, sowie durch Mitarbeit gemeinnütziger 
Vereine, Körperschaften, Krankenkassen u. dgl. Bedacht genommen. 
Polizeiliche Maßnahmen zur Eindämmung der Prostitution mußten 
zur Anwendung gelangen; das Hauptgewicht aber wurde auf sanitäre und 
sozialsürsorgliche Betätigung gelegt. Die Obsorge für ärztliche Untersuchung, 
Überwachung und Behandlung der Geschlechtskranken und namentlich - die 
Spitalsunterbriugung geschlechtskranker Frauen mußte in den Vordergrund
	        
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