Volltext: Bis Ende Juni 1915 ([1] ; 1915)

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Hintanhaltung der Angst- 
verkäufe. 
durch die im Jahre 1910 inaugurierte, auf arithmetischer Grundlage 
basierende Reorganisation dieses Nachrichtendienstes getan worden, der der- 
nlalen von zirka 2000 Saatenstands- und Ernteberichterstattern besorgt wird. 
Um jedoch „Vorläufige Ernteschätzungen" rechtzeitig durchführen zu 
können, ist es aber unbedingt erforderlich, die den betreffenden Feldfrüchten 
jeweils gewidmeten Flüchen nicht, wie dies bisher in der Regel geschieht, mehr 
oder weniger gleichzeitig mit den definitiven Ernteergebnissen, sondern sobald 
als möglich nach der Frühjahrsbestellung der Felder zu erheben. Diese 
Aufgabe kann aber selbstverständlich nicht den Saatenstands- und Erntebericht¬ 
erstattern, die ihren Dienst unentgeltlich versehen, übertragen werden. Zu 
ihrer Lösung ist die Heranziehung der landwirtschaftlichen Hauptkorpora¬ 
tionen, beziehungsweise anderer subventionierter Erhebungsstellen unerläßliche 
Voraussetzung. 
In Berücksichtigung des Umstandes, daß eine baldige Orientierung 
über die Größe der Anbauflächen sowie in weiterer Folge hinsichtlich der zu 
erhoffenden Ernteergebnisse speziell in diesen: Jahre ganz eminente wirt¬ 
schaftliche Bedeutung hätte, ist die Regierung bestrebt, die hier in Betracht 
kommenden finanziellen Schwierigkeiten für heuer gänzlich zu eliminieren, indem 
sie zu den gewünschten Resultaten in Ansehung des Jahres 1915 wenigstens 
teilweise ans administrativen: Wege zu gelangen trachtet. Zu diesem Behufe 
wurden die politischen Landesstellen beauftragt, unter Zugrundelegung eines 
von der böhmischen Statthalterei ausgearbeiteten Projektes und unter Benützung 
der in ihren Verwaltungsgebieten bestehenden Einrichtungen, die den wichtigeren 
Feldfrüchten gewidureten Anbauflächen tunlichst genau festzustellen und die 
bezüglichen Daten dem Ackerbauministerium womöglich bis Mitte Juli l. I. 
zu liefern. 
Erhaltung der Viehbestände. 
Der Kriegszustand stellt an die österreichische Viehzucht außerordentliche 
Anforderungen. Von dem ungeheueren Bedarfe der Heeresverwaltung abgesehen, 
ist auch der Konsum der Zivilbevölkerung gestiegen, was sich daraus er¬ 
klärt, daß die Deckung der Heereserfordernisse vielen Bevölkerungsschichten 
eine gesteigerte Erwerbsmöglichkeit bietet. Es ist daher nicht nur ein ziel¬ 
bewußtes und haushälterisches Gebaren mit den Viehvorräten notwendig, son¬ 
dern es muß auch die Nachzucht für die Zeit nach dem Kriege gesichert 
werden. Letzteres ist umso wichtiger, als nach dem Kriege an die österreichische 
Viehzucht die Aufgabe herantreten wird, das Materiale für die Repekorierung 
der Länder zu bieten, die gegenwärtig den Schauplatz der Kriegsereignisse 
bilden. 
In den ersten Monaten des Krieges wurde die Wahrnehmung ge¬ 
macht, daß sowohl in Cisleithanien, als auch in den Ländern der unga¬ 
rischen Krone von den Viehproduzenten überstürzte Verkäufe von Vieh aller 
Art vorgenommen wurden. Diese Verkäufe geschahen teils aus Angst vor den 
unbestimmten Folgen der kriegerischen Ereignisse, teils wegen Mangels an 
Wartepersonal, oft auch infolge Beeinträchtigung des Kredites. Auch ist es vor¬ 
gekommen, daß gewisse Elemente unter Anwendung unlauterer Mittel die bäuer-
	        
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