86
Brand des Zeughauses.
Belagerungsarbeiten, deren Centrum der Großvezier selbst, den pro-
jectirten Angriff rechts der Pascha von Damask Hussin, jenen links
aber Achmet Pascha von Temesvar leiteten.
Einzelne türkische Trupps waren im Lanfe dieses Tages bereits
keck bis hart an die Stadtmauern vorgedrungen, wurden jedoch
durch wohlgezielte Schüsse von den verschiedenen Bastionen aus bald
wieder vertrieben. Glücklicherweise beendete man an diesem Tage
durch den vorzüglichen Fleiß und Eifer der Bürger die nothwendigsten
Vertheidigungsarbeiten, als die Setzung der Palissaden am bedeckten
Wege und einige der erforderlichen Batterien; denn Kara Mustapha's
Ungeduld, sich bald durch die Einnahme Wiens zu verewigen,
ließ ihn nicht lange in Unthätigkeit die Mauern der Kaiserstadt
anstaunen. — Noch durch rauchende Trümmer und die sanften
Höhen der Vorstadt St. Ulrich geschützt, konnten die Türken unge
straft ihre Linien von dem Croatendörfel bei St. Ulrich bis an den
Rothen Hof in der Nähe des jetzigen ungarischen Gardegebäudes, von
da rechts bis in die Gegend der heutigen kaiserlichen Stallungen und
links bis zu dem Kaltschmid'schen Garten, späteren bürgerlichen
Schießstätte ans 300 Schritte vom bedeckten Wege auswerfen und
die erste Batterie an der Höhe des Croatendörfels bauen.
Durch ein unglückliches Ereigniß, dessen Grundursache nie
erhoben werden konnte, wäre dieser erste Tag der Belagerung gar
bald auch der letzte geworden. Es war nämlich zwischen 1 und
2 Uhr Nachmittags ein furchtbares Feuer entstanden und zwar in
dem zum Schottenkloster gehörigen und hinter demselben gelegenen
Meierhofe und Stadel, woselbst viel Heu und Stroh aufbewahrt war.
— In wenig Stunden war das Kloster sammt Kirche und Thurm
ein Raub der Flammen; das Feuer ergriff bereits die hölzernen
Dachrinnen des Nebenhauses zu den drei Hacken (jetzt „Römischer
Kaiser"), auch die Fensterladen des zunächst befindlichen Arsenals
fingen schon zu brennen an, und der zur Pulverkammer führende,
von der Sommerhitze ausgetrocknete hölzerne Gang war mit Funken
bedeckt. Ueber 18.000 Fässer Pulver lagen im Zeughause, eine
Explosion derselben hätte dem stürmenden Feinde eine weite Bresche
geöffnet, die Vertheidiger Wiens überdies des Pulvers beraubt und
dem Kampfe ein trauriges Ende für ganz Deutschland und die euro