Volltext: Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg

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Brand des Zeughauses. 
Belagerungsarbeiten, deren Centrum der Großvezier selbst, den pro- 
jectirten Angriff rechts der Pascha von Damask Hussin, jenen links 
aber Achmet Pascha von Temesvar leiteten. 
Einzelne türkische Trupps waren im Lanfe dieses Tages bereits 
keck bis hart an die Stadtmauern vorgedrungen, wurden jedoch 
durch wohlgezielte Schüsse von den verschiedenen Bastionen aus bald 
wieder vertrieben. Glücklicherweise beendete man an diesem Tage 
durch den vorzüglichen Fleiß und Eifer der Bürger die nothwendigsten 
Vertheidigungsarbeiten, als die Setzung der Palissaden am bedeckten 
Wege und einige der erforderlichen Batterien; denn Kara Mustapha's 
Ungeduld, sich bald durch die Einnahme Wiens zu verewigen, 
ließ ihn nicht lange in Unthätigkeit die Mauern der Kaiserstadt 
anstaunen. — Noch durch rauchende Trümmer und die sanften 
Höhen der Vorstadt St. Ulrich geschützt, konnten die Türken unge 
straft ihre Linien von dem Croatendörfel bei St. Ulrich bis an den 
Rothen Hof in der Nähe des jetzigen ungarischen Gardegebäudes, von 
da rechts bis in die Gegend der heutigen kaiserlichen Stallungen und 
links bis zu dem Kaltschmid'schen Garten, späteren bürgerlichen 
Schießstätte ans 300 Schritte vom bedeckten Wege auswerfen und 
die erste Batterie an der Höhe des Croatendörfels bauen. 
Durch ein unglückliches Ereigniß, dessen Grundursache nie 
erhoben werden konnte, wäre dieser erste Tag der Belagerung gar 
bald auch der letzte geworden. Es war nämlich zwischen 1 und 
2 Uhr Nachmittags ein furchtbares Feuer entstanden und zwar in 
dem zum Schottenkloster gehörigen und hinter demselben gelegenen 
Meierhofe und Stadel, woselbst viel Heu und Stroh aufbewahrt war. 
— In wenig Stunden war das Kloster sammt Kirche und Thurm 
ein Raub der Flammen; das Feuer ergriff bereits die hölzernen 
Dachrinnen des Nebenhauses zu den drei Hacken (jetzt „Römischer 
Kaiser"), auch die Fensterladen des zunächst befindlichen Arsenals 
fingen schon zu brennen an, und der zur Pulverkammer führende, 
von der Sommerhitze ausgetrocknete hölzerne Gang war mit Funken 
bedeckt. Ueber 18.000 Fässer Pulver lagen im Zeughause, eine 
Explosion derselben hätte dem stürmenden Feinde eine weite Bresche 
geöffnet, die Vertheidiger Wiens überdies des Pulvers beraubt und 
dem Kampfe ein trauriges Ende für ganz Deutschland und die euro
	        
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