Volltext: Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg

Bündnisse des Kaisers. 
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Krieg und siegten im Divan, wo ihre Vorschläge und Lockungen 
bei dem damaligen Großvezier Kara Mustapha^, dem mächtigen 
Günstlinge des schwachen Mahomed IV., nur zu geneigtes Gehör 
fanden, und bald sammelte sich unter Kara Mustapha's Ober 
befehl eine Heeresmacht, wie sie seit des großen Solimans Zeiten 
sich nimmer gegen Westen bewegte. 
Die Situation des Reiches — der Kaiser und die deutschen 
Fürsten hatten schon auf dem Reichstage in Frankfurt 1682 „eifrigst 
an dem knneto soenritatis und xoi'petni militis Uv 
borirt" — war eine sehr ernste geworden. Indeß gelang es der kaiser 
lichen Regierung schon zu Anfang 1683, mehrfache Bündnisse zu 
schließen, welche die Kriegsmacht des Kaisers einigermaßen verstärkten. 
So jenes mit dem Churfürsten von Sachsen, ferner die am 
26. Januar ratificirte Allianz mit dem Churfürsten von Baiern, 
Max Emanuel. Auch eine Reichsarmee war ausgerüstet worden. 
Den wichtigsten Dienst aber hatte dem Kaiser sein Gesandter in 
Warschau, Graf Carl Waldstein geleistet, indem er, die Ver 
stimmung der Königin Maria Casimira gegen Ludwig XIV.2) mit 
diplomatischer Schlauheit benützend, am 31. März mit dem Könige 
führte er ein bewegtes, unruhiges Lebem Nach dem Carlowitzer Frieden 1699 
begab er sich auf ein Landgut bei Nikomedia in Bithynien, wo er am 13. Sep 
tember 1705 starb. — Seit 1682 war er mit Helena, Witwe des Fürsten 
Franz Rakoczy und Tochter des Hingerichteten Peter Zriny vermalt, 
Beide im Hasse gegen Oesterreich wetteifernd. 
Kara Mn stapha, in Caramanien niedriger Herkunft entsprossen, war 
durch Verschwägerung seines Vaters Neffe des Großvezirs Achmed Kiuprili. 
Er stand bei der Mutter des Sultans in großer Gunst und stieg nach dem Tode 
seines Oheims schnell zum Großvezier empor (1678). Er kriegte glücklich mit 
Polen, schloß Sobieski am Dniest er ein, machte aber 1680 Frieden und er 
hielt eine Tochter Mahomed IV. zur Gemalin. Er war ein Mann voll Klugheit 
und gewandter Arglist, von phantastischem und kriegerischem Unternehmungsgeiste, 
dabei tapfer und muthig; — ihm, glaubte Kara Mustapha, sei es beschieden, Soli 
mans Lieblingsplan in Ausführung zu bringen und auf dem erstürmten Wien 
dem Islam ein Reich zu errichten, das dem zu Stambul in keiner Weise nach 
stehen sollte. — Wie er sich täuschte, werden wir, sowie dessen weiteres Schicksal 
im Laufe unserer Erzählung darthun. 
2) Die Königin, Witwe des Woiwoden Zamoiski, war eine Tochter des 
französischen Marquis Lagrange d'Arquien. Ludwig XIV. hatte ihr die 
Bitte, ihrem Vater den Herzogstitel zu verleihen, abgeschlagen und ihrem Gemal 
den Titel Majestät und die Anrede als „Bruder" verweigert.
	        
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