Volltext: Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg

Heinrich Wilhelm Graf Starhemberg. 
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allen Gliedern seines Geschlechtes in den Reichsgrafenstand. — 
Unter den dieser Anszeichnung theilhaftig gewordenen Starheinbergern 
Nassau, für Oesterreich zu gewinnen, da wegen Nichteinhaltung der Convention 
zwischen Venedig und den holländischen Soldtruppen, die letzteren unzufrieden 
wurden. Graf Nassau gab Starhemberg einen seiner Offiziere zur Weiterreise 
nach Wien mit, um dort Verhandlungen mit dem Kaiser Mathias anzuknüpfen. 
Als die Venezianer die Spuren dieser diplomatischen Schritte entdeckten, beeilten 
sie sich Frieden zu schließen, welcher hauptsächlich der Umsicht Heinrich Wilhelms 
zu danken war. Nach seiner Rückkehr nahm dieser kaiserliche Kriegsdienste, er 
richtete vier Compagnien, 1200 Mann stark, zu dem Regiments des churbaierischen 
Statthalters von Ober-Oesterreich, Grafen Herbersdorf, auf eigene Kosten, und 
wurde Oberst-Lieutenant. Mit diesen: Regiments, welches er commandirte, focht 
Starhemberg unter Tilly in Hessen, Braunschweig und Holstein. In Folge 
einer schweren Verwundung verließ er den Kriegsdienst, begleitete Kaiser Ferdi 
nand II. zur Krönung nach Frankfurt, der ihn zuerst zum kaiserlichen Mund 
schenk, sodann zum Kämmerer und endlich zum Hofmarschall seines Sohnes, des 
spätern Kaisers Ferdinand III. ernannte. Mit diesem Prinzen zog Star Hem 
berg abermals ins Feld und machte mehrere Schlachten und Belagerungen jener 
Zeit mit, sowie er auch seinem Herrn auf allen Reisen und Reichstagen zur Seite 
blieb. Schon früher, 1628, hatte Heinrich Wilhelm im oberösterreichischen 
Bauernaufruhr wesentliche Dienste geleistet, theils durch persönliche Anführung 
treu gebliebener Bauern, theils durch Unterhandlung mit den rebellischen, als er 
vom Landeshauptmann als Friedenscommissär nach Efferding abgeordnet wurde, 
wo er mit großem Erfolge wirkte. — Seine vielen Verdienste wurden, wie oben 
erwähnt, durch die Erhebung seines ganzen Geschlechtes in den Reichs 
grafenstand 1643 gewürdigt. Heinrich Wilhelm war aus religiöser 
Ueberzeugung zum katholischen Glauben zurückgekehrt und einer der eifrigsten An 
hänger desselben geworden. Er erbaute zu Freistadt eine Kirche und ein Kloster 
für den Kapuzinerorden, suchte viele seiner Standesgenossen und überhaupt 
Leute aller Stände für die katholische Religion zu gewinnen und ließ durch einen 
Candidateu Johann Lorenz Haller ein Werk über das heilige Meßopfer verfassen, 
worin eben die Hauptmerkmale des Unterschiedes zwischen der katholischen und prote 
stantischen Lehre dargestellt werden sollten, und welches auch unter dem Titel: 
Gründlicher Bericht von dem unblutigen heiligen Meßopfer. Wien 1655, gedruckt 
erschien und dem Grafen Heinrich Wilhelm gewidmet ist. — Kaiser Leopold I. 
hatte bei seiner Thronbesteigung denselben nicht nur in seinen Würden bestätigt, 
sondern auf Anregung dieses Monarchen sandte der König von Spanien den 
Grafen Starhemberg den Ritterorden des goldenen Vließes. Seit 1671 
auch Landeshauptmann von Ober-Oesterreich, starb Graf Heinrich Wilhelm 
Starhemberg 1675 zu Wien im 83. Lebensjahre. Sein Leichnam wurde zu 
erst iu der von ihm erbauten Kapuzinerkirche zu Freistadt beigesetzt, 1787 aber 
in die Familiengruft nach Helmonseed überführt. — Er war zweimal vermält: 
zuerst mit Susan na Gräfin von Meggau, welche ihm einen Sohn, der 
noch in der Wiege starb, und zwei Töchter gebar, deren jüngere Helene 
Dorothea später mit ihrem Vetter, dem Grafen Ernst Rüdiger,
	        
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