6
Heinrich Wilhelm Graf Starhemberg.
wähnt, daß das von den Grafen von Schanmberg verwaltete
Marschallamt von Oesterreich nach dem Aussterben dieses Geschlechtes
nicht sogleich an die Starhemberge überging, sondern schon ein
Jahr später, 1560, die Freiherren von Hoffmann') und 1628 die
Fürsten von Eggenberg damit belehnt wurden, bis endlich nach dem
Erlöschen dieser letzteren Familie 1717 Kaiser Carl VI. das Oberst-
Marschallamt mit den damit verbundenen Herrschaften Ober
wallsee und Senftenberg dem Grafen Thomas Gundaker Starhem
berg für sich und seine männlichen Nachkommen verlieh.
Nachdem die Starhemberge aber wieder zur katholischen
Kirche zurückgekehrt waren, nahmen dieselben gar bald eine noch
hervorragendere Stellung .ein, als sie vordem innegehabt. Kaiser
Ferdinand III. erhob mit Diplom ckäto. Wien, am 27. Februar 1643,
den Freiherrn Heinrich Wilhelm von Starhemberge) sammt
1) Die Freiherren und späteren Grafen von Hoffmann auf
Grünbüchl und Strechau waren eine alte steiermärkische Familie, welche
seit 1540 das Erbland-Hofmeisteramt in Steiermark bekleideten und mit Diplom
vom 22. Januar 1560 das Erbmarschallamt in Oesterreich erhielten. Es war
ein mächtiges Geschlecht, welches in den Reformationswirren eine Rolle spielte
und deren einzelne Glieder für die Verbreitung der lutherischen Lehre in Steier
mark wirkten. Der Freiherrenstand war dem Johann Herrn von Hosf-
mann 1536 verliehen worden. Dieser war kaiserlicher Geheimer Rath und
Burggraf zu Steyer, auch ein besonderer Günstling des Erzherzogs, spätern Kaisers
Ferdinand I. Er war einer der reichsten Grundbesitzer seiner Zeit, denn 24 Herr
schaften und Schlösser in Oesterreich und Steiermark konnte er sein Eigen
nennen. Ein Zweig der Familie zog später nach Schlesien. Der Landeshaupt
mann von Brieg, Freiherr Franz Weickard, wurde 1712 in den Grafenstand
erhoben. In den Dreißigerjahren des 18. Jahrhunderts ist diese Familie mit
Franz Xaver Ludwig, Regierungsrath zu Brieg, erloschen. Siehe von Wurz
bach, Biographisches Lexikon, VI. Band, Seite 176.
2) Heinrich Wilhelm Graf von Starhemberg, ältester Sohn
Reich ards von Starhemberg aus dessen Ehe mit Juliana Freiin von
Rogendorf, und Enkel Heinrichs, Stifters dieser Linie, geboren 1593, war
ein höchst verdienter Staatsmann und einer der ausgezeichnetsten Männer seines
Geschlechtes. In früher Jugend unternahm er nach Gebrauch, und Sitte seiner
Zeit sogenannte Belehrungs- oder Bildungsreisen nach Italien, Frankreich, Eng
land, Schottland, Irland, den Niederlanden und Deutschland. Während seiner
Anwesenheit in Florenz gewann er bei einem dort abgehaltenen Fußturnier den
Preis. Auf seiner Reise in Venedig eingetroffen, welche Republik mit Oester
reich gerade im Kriege war, gelang es Heinrich Wilhelm, den Commandanten
der im venezianischen Solde stehenden Holländer, Grafen Johann Ernst von