Volltext: Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg

16. und 17. Anglist 1683. 
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dem FZM. Grafen Starhemberg, den blutigen Säbel als Ge 
schenk. — Um 7 Uhr Abends kehrten die Türken wieder zurück und 
trachteten ihre verlorenen Positionen zu gewinnen, mußten aber nach 
einem halbstündigen hitzigen Gefechte abermals nicht ohne Verlust 
weichen. Nach 10 Uhr Abends erneuerte der Feind zum dritten Male 
den Kampf und brachte über 300 Wollsäcke und Schanzkörbe nach 
dem Graben. Allein Oberst Beck, der in dieser Nacht das Com- 
mando hatte, fiel mit 50 Mann aus, drängte sie zurück und ver 
brannte den größten Theil ihrer Säcke und Schanzkörbe. Eine 
Stunde später geschah ein sehr gelungener Ausfall durch den Obersten 
Touches. — Aber ungeachtet dessen gelang es den Türken, um 
Mitternacht die verlorenen Plätze wieder zu gewinnen, sich in den 
selben festzusetzen und eine neue Batterie ans der Contrescarpe gegen 
die Spitze der Löwelbastei auszuwerfen, sie mit drei Geschützen zu 
armiren, um an der linken Face derselben eine Bresche zu öffnen; doch 
vier Bierundzwanzigpfünder, an der Conrtine links von der Bastei 
ausgeführt, brachten diese zum Schweigen. — Da voraussichtlich die 
Bastionen selbst bald von einem Sturme der Janitscharen bedroht 
waren, ließ FZM. Graf Starhemberg Fässer mit Oel, Pech, 
Harz, Unschlitt, alle vorhandenen Pechkränze, in Pech getauchte 
Schindeln und Brennholz an den gefährdeten Stellen vertheilen, da 
mit man diese Gegenstände anzünden und in den Graben werfen 
könnte, sobald die Türken wieder im Dunkel herankämen. An diesem 
Tage ließ der Stadt-Commandant einige Executiouen vollziehen; 
zwei Soldaten, die in die Leopoldstadt desertiren wollten, wurden 
auf dem Neuen Markte durch den Strang hingerichtet, und jener 
Junge, der am 10. August als Spion gefangen wurde, enthauptet. 
Am 17., um 4 Uhr Morgens, kam Kolschitzky mit seinem 
Diener glücklich zurück und überbrachte dem FZM. Grafen Starhem 
berg ein Schreiben des Herzogs von Lothringen, in welchem 
dieser Nachricht gab, daß baldigst ein Hülfsheer von 70.000 Mann 
heranrücke, daß bereits die Vorhut der polnischen Armee eingetroffen, 
daß Tökely bei Preßburg aufs Haupt geschlagen worden sei, sein 
Gepäck sammt vielen Fahnen verloren habe, daß Kaiser Leopold in 
Person sich der Armee nähern werde, endlich daß er selbst mit seinem 
Corps bei Stillfried und Angern stehe. Um dem Herzoge von 
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