Volltext: Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg

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Maria Himmelfahrtfest 1683. 
nehmung an die Stadtbewohner herab, daß man bei Stammersdorf 
das Signalfeuer Kolschitzky's gewahre, welches er anzuzünden ver 
sprochen hatte, sobald er das türkische Lager glücklich passirt hätte. 
Am Feste Maria Himmelfahrt warf der Feind heftig mit 
Bomben besonders gegen die Augustinerkirche, vermuthlich da er glaubte, 
daß sich in der dortigen Loretto-Capelle wegen des Festes viel Volk ver 
sammelt habe. Vormittags 9 Uhr sprang wieder eine Mine an der 
Contrescarpe vor der Burgbastei jedoch ohne sonderliche Wirkung. 
Doch hatten sich die Belagerer in dem Graben vor der Löwelbastion 
eingearbeitet und festgesetzt. Obgleich noch immer heftig an der Ruhr 
leidend, gab der unermüdliche Starhemberg von seinem Krankenbette 
aus die detaillirtesten Anweisungen und Befehle zur Herstellung neuer 
Vertheidigungswerke und ließ am angegriffenen Ravelin, an den 
beiden Bastionen und der Courtine dazwischen Abschnitte machen, 
ebenso mit kleinem Geschütz armirte Flankenbatterien errichten, um, 
falls die Türken in die angegriffenen Werke eindringen könnten, 
selbe Schritt für Schritt vertheidigen zu können. Eine in den Ge 
wölben der Burg- und Löwelbastion vorgenommene genaue Unter 
suchung und darin versuchte Nachgrabungen gaben die Beruhigung, 
da man auf Wasser kam, daß man das Untergraben der Ba 
stionen durch den Feind nicht zu besorgen habe. Nachts schlichen 
einige Türken an den Bauholzvorrath vor dem Neuthor, und es ge 
lang ihnen sogar, denselben anzuzünden, aber eine daselbst postirte 
Studentencompagnie fiel aus, vertrieb sie mit dem Verluste einiger 
Todten und löschte den gefahrdrohenden Brand. 
Tags darauf, am 16., nahm das feindliche Feuer, Bomben- und 
Steinwerfen kein Ende, da der Feind neue Munitionsvorräthe er 
halten hatte. — Abends gegen 5 Uhr unternahm ein Theil der Be 
satzung unter Commando der Grafen Sereny und Schärfenberg 
einen Ausfall, dessen Erfolg alle Erwartung übertraf; der Feind 
wurde von der Löwelbastei und dem Ravelin abgetrieben und seine 
Logements ganz zerstört. — Die beiden tapferen Führer Sereny 
und Schärfe nberg wurden leicht verwundet; der Hauptmann 
Ferdinand von Heistermann des Starhemberg'schen Regiments hieb 
in einem Zweikampfe mit einem vornehmen Türken diesem zuletzt mit 
dessen eigenem Säbel den Kopf ab und überbrachte seinem Inhaber,
	        
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