Volltext: Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg

14. August 1683. 
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Namens, sondern unter unausbleiblicher Leibesstrafe bei ihren Fahnen 
und auf den bestimmten Sammelplätzen sich einzufinden, ohne Erlaub 
niß ihrer Offiziere es nicht zu wageu, den anvertrauten Posten zu 
verlassen, gegen die Befehle ihrer Höheren und Offiziere sich nicht die 
geringste Widerrede zu erlauben und denselben jederzeit den geziemen 
den Respect zu erweisen. Da auch viele Nichteinheimische unter den 
Bewaffneten Wiens sich befanden, denen an dem Schicksal der Stadt 
wenig gelegen sein mochte und daher sich manche Fahrlässigkeit zu 
Schulden kommen ließen, so war diese Drohung sehr am Platze. 
Auch die Bäcker erhielten strenge Verweise für ihr schlechtes Brod; 
es mußte von nun an jeder sein Zeichen auf den Brodleib drucken, 
und der Brodbeschnuer wurde angewiesen, die genaueste Aufsicht dar 
über zu führen. 
Sowohl das starke Feuer der Türken, als eine rechts des Burg 
thores aufgeflogene Mine verursachten, am nächsten Tage, den 14., 
keinerlei Schaden. — An der Befestigung Wiens wurde mit großem 
Eifer gearbeitet, auf der Burg- und Löwelbastei neue Abschnitte ge 
macht und diese mit Palissaden besetzt, wozu die Bürger sehr fleißig 
mitwirkten. Der Mangel an zu Palissaden geeignetem Holz zwang die 
Belagerten zu dem Versuche, das vor dem Neuthor gelegene Bauholz 
in die Stadt zu schaffen, allein das starke Feuer der in den zerstörten 
Häusern der Roßau versteckten Türken vereitelte dieses Unternehmen. 
— Der für Alles sorgende Starhemberg ließ eine genaue Ein- 
theilung hinsichtlich der Apotheken veröffentlichen, aus denen jede 
einzelne Truppenabtheilung ihre Medicamente zu beziehen habe; auch 
sorgte er dafür, daß die Verwundeten und Ruhrkranken, welche im so 
genannten Passauerhofe untergebracht waren, nicht ohne Seelentrost 
sterben sollten, und es wurden auf des Stadt-Eommandanten 
und des Bürgermeisters Anregung Verfügungen getroffen, daß Priester 
für die Seelsorge in den Spitälern bestimmt wurden. — Aus diesen 
ist ersichtlich, wie väterlich Starhemberg auf Alles Bedacht nahm 
und ungeachtet seiner angestrengten militärischen Thätigkeit, in jeder 
Hinsicht das Loos seiner Untergebenen im Auge zu halten und nach 
Kräften zu erleichtern bestrebt war. Die Ruhr griff seit den letzten 
Tagen immer mehr um sich und raffte täglich 20 bis 30 Personen 
hin. — Vom St. Stephansthurme gelangte die freudige Wahr- 
Thürheim. FM. Ernst Rüdiger Graf Starhemberg. 8
	        
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