Volltext: Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg

Der Minenkrieg. 
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Gleich nach Eröffnung der Laufgräben wurden Janitscharen zur 
Deckung der Arbeiter und Besatzung derselben hineingeführt, wo sie 
auch bis Ende der Belagerung blieben. Daß die Türken, deren Ge 
schütze alle von sehr großem Kaliber waren, anfänglich so schnell 
bauen und der Stadt so nahe kommen konnten, halte seinen Grund, 
daß damals die Vertheidigungswerke Wiens noch durchaus nicht voll 
endet und auch schon in ihrer ursprünglichen Anlage an und für sich 
sehr ungenügend waren; so war z. B. die Anlage der Löwelbastion 
und des dortigen Cavaliers eine viel zu enge und unzweckmäßige, wie 
sich dies auf diesen! am meisten angegriffenen Punkte nur zu bald bei 
der Vertheidigung herausstellte. 
Der beiderseitige Kamps war bis zu Anfang August meist nur 
auf ein mehr oder minder heftiges Geschützfeuer, um die Arbeiten in den 
Laufgräben und Batterien zu stören, beschränkt, sowie auch auf einzelne 
zu demselben Zwecke unternommene Ausfallsgefechte. Nun erst warfen 
sich die Türken auf den Minenkrieg, der die Hauptstärke ihrer da 
maligen Kriegskunst bildete. Die Besatzung Wiens war leider nicht 
hinreichend mit in diesem militärischen Wissenszweige unterrichteten 
Männern versehen, auch fehlte es ihr an Mineurmannschaft, daher 
sie dem Minenkriege der Türken nur ungenügenden Widerstand ent 
gegenzusetzen vermochte. Mit gesteigerter Lebhaftigkeit wurde diese 
Art Kriegführung von dem Feinde ins Werk gesetzt. Sobald eine 
Mine aufflog, versuchte er den Sturm, und im Falle des Miß 
lingens wurde dieser unter Musik und Geklingel oft zwei- und drei 
mal erneuert. Die meisten Minensprengungen hatten so wie die An 
griffe einen ungenügenden Erfolg. Es wechselten täglich auffliegende 
Minen- und Sturmangriffe auf die gesprengten Stellen von Seite 
der Türken mit der fast gleichzeitigen Errichtung neuer und weiter vor 
gerückter Batterien und der Beschießung aus denselben von Seite der 
Belagerten. — Als der Feind in den ersten Tagen des August die 
Befestigungswerke selbst erreicht hatte, suchte er die Pallisaden ein 
zureißen oder anzuzünden, in die Gräben der Ravelins zu gelangen 
und dieselben mit Erde und Säcken auszufüllen, daher es fort 
währendes Handgemenge gab und die Besatzung fast ohne Unterlaß 
alarmirt wurde.
	        
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