Volltext: Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg

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10. und 11. August 1683. 
zunächst der Löwelbastion aufgeflogene Mine in die dadurch gewordene 
Oeffnuug dem Feinde einen Zugang nach dem Graben, in dem er sich 
sogleich festzusetzen suchte. In Folge eines heftigen Kartätschenfeuers, 
welches Oberst Graf Touches auf den bedrohten Punkt richten ließ, 
zogen sich die Türken sogleich wieder zurück. Gegen Abend unternahm 
ein Theil der Besatzung einen Ausfall und zerstörte dem Feinde 
mehrere Arbeiten in seinen Laufgräben und eine bereits fertige 
Gallerte. Lieutenant Freiherr von Pol heim kam dabei ums Leben. 
-— An diesem Tage war ein meuterischer Soldat des Fußregiments 
Württemberg (jetzt Nr. 35) auf Befehl Starhembergs auf der 
Freiung erschossen worden; auch ward um die Mittagszeit ein fünf 
zehnjähriger Knabe, da er durch die Palissaden zum Feinde schleichen 
wollte, wegen Spionage aufgegriffen. Derselbe wurde auf das Burg 
ravelin zu dem Obersten Graf Schärfe nberg gebracht und in 
strenges Verhör genommen. Von einem Weibe als Spion bezeichnet, 
wurde er mit diesem confrontirt, woraus sich ergab, daß derselbe, um 
Geld zu erhalten, sich schon zweimal aus- und eingeschlichen habe; für 
diesmal hatte er von den Türken den Auftrag übernommen, auszu 
kundschaften, wie viel und welcher Art Geschütze aus den Plätzen und 
Wällen aufgeführt seien. Dieser Bursche war von seinem Herrn, 
einem Limonadebereiter am Kohlmarkte, wegen Liederlichkeit wegge 
jagt worden. 
Am nächsten Morgen (11.) war das feindliche Feuer heftiger 
als an den früheren Tagen. Ein am vorigen Tage eingetroffener 
Munitionstransport von 4000 Wagen hatte den Feind reichlich mit 
Munition versorgt. Mittags und Abends ließ dieser wieder bei der 
Löwelbastion zwei Minen springen, die aber keinerlei Schaden brachten. 
Um 10 Uhr Nachts machte Herzog Georg von Württemberg 
einen Ausfall auf die im Burggraben mit Erweiterung ihrer Arbeit 
beschäftigten Türken. Die Ausfallenden, der Herzog an der Spitze, 
thaten Wunder der Tapferkeit und warfen den Feind bis an die 
dritte Reihe seiner Laufgräben zurück. 
Das die ganze Nacht hindurch fortgesetzte Geschützfeuer und 
Bombenwerfen der Belagerer dauerte auch am 12. fort. Nachdem 
der Feind schon mehrere Wochen gegraben, gelang es ihm endlich, die 
Spitze des Burgravelins mittelst einer großen Mine zu erreichen,
	        
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