Volltext: Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg

9. August 1683. 
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jähriger Bursche, der sich in der Stadt als Spion Herumtrieb, wurde 
eingefangen. 
Um 8 Uhr Morgens am 9. sprengte der Feind eine Mine vor 
der Burgbastion, welche bis an den Graben wirkte und Leute von 
beiden Seiten verschüttete; auch hatte diese, da sie zu stark geladen 
war, mehrere Laufgräben der Belagerer zugeworfen. Die gute Ver- 
fassung, in welcher die Belagerten mit Ruhe Alles erwarteten, sowie 
auch deren äußerst energisches Feuer schreckte die Türken nach einem 
schwachen erfolglosen Versuche von einem weitern Sturm ab, ob- 
wohl die Janitscharen schon in Bereitschaft standen. Nachdem die 
Belagerten den ganzen Tag vergebens auf einen feindlichen An 
griff geharrt, sielen sie Abends aus und zerstörten einige Arbeiten 
des Gegners. Der Stadt-Commandant Graf Starhemberg er 
höhte nun seine Anforderung an die Bürger und begehrte, daß ihm, 
ohne Widerrede, täglich 1300 Mann gestellt würden, welche er jedoch 
nicht an die gefährlichsten Punkte zu Postiren und möglichst zu 
schonen sich geneigt zeigte. — Auch erhielt der kaiserliche Proviant- 
Commissär den Auftrag, alle Weinvorräthe sowohl in den Kloster- als 
Privatkellern genau aufzunehmen und ein Berzeichniß dem Stadt 
rathe zu übergeben. Hinsichtlich der Pflege der Ruhrkranken wurden 
eigene Vorschriften erlassen. Durch ein Decret des Deputirten- 
Collegiums wurde Graf Volkra ^ aufgefordert, seine erfundenen 
neuen Handwaffen dem Commandirenden Grafen Starhemberg 
zu weiterer sorgfältiger Prüfung vorzulegen; sollten diese sich als 
zweckmäßig erproben, so würde der Erfinder von den Grafen 
Starhemberg und Cappliers Sr. Majestät dem Kaiser bestens 
empfohlen werden. 
Nachdem am 10. der Vormittag, einige wenige Schüsse ausge 
nommen, in ziemlicher Ruhe verging, bahnte eine Nachmittags 3 Uhr 
9 Otto Ferdinand Graf Volkra von Haidenreichstein, Freiherr von 
Steinerbrunn und Streittdorf hatte zwei neue Handröhren erfunden, welche von 
jedem Bauer gebraucht werden konnten (wie es heißt) und den Türken viel 
Schaden zufügten; ebenso verstand er die Kunst, mit geringen Unkosten kleine und 
große Granaten, so viele tausend als man brauchte, zu gießen. (Siehe Hocke, 
Kurze Beschreibung u. s. w. Wien 1685, 4°, 105). Die Volkra, ein uraltes 
oberösterreichisches Geschlecht, besaßen das Oberst-Erbland-Falkenmeisteramt in 
Oesterreich unter der Enns und starben 1734 aus.
	        
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