Volltext: Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg

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4. August 1683. 
Da der Stand der Regimenter durch Verluste vor dem Feinde 
und durch die herrschende Ruhr sich schon merklich verminderte, ließ 
der Stadt-Commandant Graf Starhemberg einen Ruf an alle 
kampffähigen Leute ergehen, sich gegen drei Reichsthaler Handgeld, 
Verpflegung und Rationen von Brod und Wein bei den Regimentern 
anwerben zu lassen. Auf Befehl des Feldzeugmeisters wurden die in 
der Stadt herumliegenden feindlichen Kugeln aufgesammelt und gegen 
Trinkgeld an das kaiserliche Zeughaus abgeliefert, auch mußten 'Pech 
pfannen zur Beleuchtung des Stadtgrabens auf der Burg- und 
Löwelbastion aufgestellt werden. 
Am nächsten Tage gelang es der Besatzung, die wiederholten 
Stürme aus der Contrescarpe der Burgbastei nicht nur abzuschlagen, 
sondern auch die Palissaden an der weggenommenen Spitze durch ihre 
Bomben anzuzünden und die Erdarbeit zu zerstören. Der Feind ver 
theidigte sich hartnäckig und benützte das nächtliche Dunkel zur Her 
stellung der Verwüstungen. Der Kampf dauerte an dieser Stelle mit 
Heftigkeit fort, aber der Gegner wurde endlich zurückgeschlagen und 
verlor überdies durch zwei, Abends 7 Uhr, bei der Löwelbastion auf 
fliegende Minen bei 300 Mann. — Die Approchen der Türken 
erstreckten sich an diesem Tage bereits von der Spitze der Bnrgbastion 
bis zum Ravelin beim Schottenthor und umgaben somit bei voll 
kommener innerer Communication drei Bollwerke und drei Ravelins. 
In der kommenden Nacht zwischen 1 und 2 Uhr überbrachte ein vom 
Herzog von Lothringen abgeschickter und der türkischen Sprache 
kundiger Cürassier vom Regimente Caraffa (jetzt Dragoner Nr. 2) 
die Nachricht, daß der Entsatz anrücke, bereits in der Gegend von 
Klosterneuburg sei und längstens binnen zehn Tagen vor der Stadt 
sein könne. 
Am 5. Abends sprengte die Besatzung eine Mine am aus 
springenden Spitz der Contrescarpe der Burgbastei. Leider blieb sie 
wirkungslos und hatte sogar den Nachtheil, daß sich der Feind in dem 
Trichter derselben festsetzte. Die Janitscharen machten wiederholte Versuche, 
sich an mehreren Orten durch Sappen Eingänge in den Graben zu 
öffnen. Aber allen Versuchen des Feindes widerstand mit besonderer 
Ausdauer die brave Besatzung, worüber GrafStarhemberg, ungemein 
erfreut, sie mit vielem Lob auszeichnete. Dieser stets fürbedachte
	        
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