Volltext: Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg

1. August 1683. 
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Am 1. August währte das feindliche Feuer aus Kanonen und 
Mörsern, jedoch in geringerer Stärke fort; dagegen stürmten die Türken 
an diesem Tage viermal die Eontresearpe vor dem Burgthore: das 
erste Mal mit Pfeilschüssen, beim zweiten Anlauf mit dem Säbel in der 
Faust, das dritte Mal mit Lanzen und Spießen und endlich zuletzt mit 
Handgranaten, jedesmal aber wurden sie glücklich zurückgetrieben; 
es war dies überhaupt ein anhaltendes, ganz zum Vortheil der Ver 
theidiger entscheidendes Gefecht. Die Stürmenden hatten versucht, 
mittelst Pechkränzen die Palissaden anzuzünden, doch beeilten sich die 
Belagerten durch Wasser, das sie mit ihren Hüten aus der Tiefe des 
Grabens holten, jedesmal den Brand zu löschen, was ihnen auch 
gelang. Es gibt in der Geschichte nur wenige Beispiele einer so hart 
näckigen Vertheidigung eines bedeckten Weges, denn jede Schaufel Erde 
mußte dem Feinde streitig gemacht werden. Auch um 1 Uhr Nachts 
hatten die Türken beim rothen Thurm, wegen des niederen Wasser 
standes der Donau, einen Sturm unternommen, der abgeschlagen wurde 
und ihnen einen großen Verlust verursachte. 
Schon Tags früher hatte, da sich die Ruhr immer mehr ver 
breitete, der edle Starhemberg, zur besseren Schonung der Bewohner, 
einige wesentliche Erleichterungen in Betreff der Schanzarbeiten 
getroffen und die Zahl der hiezu bestimmten 400 Mann um ein 
hundert herabgesetzt, auch deren Ablösung während der Nachtzeit durch 
100 ledige Burschen angeordnet. Er bestimmte nun ferner die Ab 
stellung des Verkaufes und der Preiserhöhung des Fleisches und 
Brodes von Seite der Soldatenweiber, das aus dem Lager des 
Feindes erbeutete Vieh mußte von nun an den bürgerlichen Fleischern 
um billige Preise übergeben werden — eine Maßregel, die allgemein 
befriedigte. Auf den Wunsch des Stadt-Commandanten verweilten 
jetzt stets zwei Jesuiten auf dem Stephansthurm, die jede wahr 
genommene feindliche Bewegung auf Zettel schrieben und vom Thurm 
herabwarfen, welche Nachrichten dann sogleich den Grafen Starhem 
berg und Cappliers, sowie dem Bürgermeister überbracht werden 
mußten, was auch pünktlich geschah. 
Am 2. August wurde durch das heftige Feuer der Türken der 
Dachstuhl der Kapuzinerkirche zerstört, wo eben das Portiunculasest 
gefeiert wurde. Auch die Unternehmung gegen die Palissaden am
	        
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