Volltext: Feldmarschall Ernst Rüdiger Graf Starhemberg

23. Juli 1683. 
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kaiserliche Zeughaus auf der Seilerstätte fiel eine Bombe, jedoch glück 
licherweise ohue zu züudeu, wodurch großes Uuheil eutstaudeu wäre, da 
viel Pulver uud Munition daselbst aufgehäuft war. Die Studenten und 
mehrere von der Bürgerschaft machten einen Ausfall und erbeuteten 
20 Ochsen. Gras Starhemberg ließ einen Theil derselben für 
die Spitäler vertheilen, den andern aber durften die Studenten 
behalten. 
Die Stille, welche am 23. nach einem kurzen Geschützfeuer den 
ganzen Tag hindurch im türkischen Lager herrschte, erregte bei der Besatzung 
gegründete Besorgniß. Diese ward auch gerechtfertigt, als zwischen 
6 und 7 Uhr Abends plötzlich an den ausspringenden Winkeln der 
Contrescarpe der Burg- und Löwelbastei zwei Minen sprangen, einige 
Palissaden umwarfen und 15 Mann zerschmetterten. Drei darauf 
mit großer Wuth unternommene Stürme brachten die Türken zur 
Ueberzeugung, daß die Besatzung Wiens ebenso tapfer als wachsam 
sei. Sie verdoppelten nun ihren Eifer in der seit einigen Tagen lau 
betriebenen Arbeit der Laufgräben, aber auch die Belagerten ver 
besserten eilig die durch die Minen verursachten Beschädigungen. — 
Um 9 Uhr Vormittags demontirte das Geschütz auf der Biberbastei 
zwei Kanonen der gegenüberliegenden feindlichen Batterie an der 
Schlagbrücke und bohrte ein mit Geschütz armirtes türkisches Schiss, 
das den Donau-Arm nach der Leopoldstadt überfahren wollte, in den 
Grund. — Wiens wackerer Commandant, der umsichtige Starhem 
berg, sich keinerlei sanguinischer Hoffnung auf baldigen Entsatz hin 
gebend, wollte den Feind durch Gegenanstalten zwingen, den Minen 
krieg aufzugeben, oder dessen Wirkungen mindestens abschwächen. Bei 
dem geringen Pulvervorrathe war dies allerdings ein schwieriges 
Unternehmen, doch fand der Feldzeugmeister Mittel und Wege dazu 
und ernannte nebst dem Freiherrn von Kielmannsegge zwei Com- 
missäre, welche die Pulverstampfen, das Verfertigen der Kartätschen 
und spanischen Reiter zu überwachen hatten. 
Bei Tagesanbruch am 24. erneuerten die Türken gewohnter 
Weise ihr Geschützfeuer; die Besatzung erwiderte es heftig, bis um 
6 Uhr Abends ein heftiger Platzregen dem Schießen ein Ende machte. 
Gegen Mittag hatte sich das Gerücht verbreitet, daß die Feinde schon 
unter der Stadt in der großen Cloake seien. Starhemberg sandte
	        
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