Volltext: 100 Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges

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die polnische Haltung verwundert. Bisher habe ich die deutsche 
Presse gegenüber Polen zurückgehalten, wie der Polnische 
Botschafter sich selber durch einen Blick in die deutsche Presse 
vergewissern könne. Es würde mir aber nicht möglich sein, 
auf die Dauer derartige Angriffe unbeantwortet zu lassen. Aus 
einer derartigen beiderseitigen Pressefehde könne dann bald 
ein Zustand entstehen, bei dem unsere Beziehungen auf dem 
Nullpunkt ankämen. Es erschiene mir erforderlich, daß man 
einen neuen Versuch unternehme, die deutsch-polnische 
Politik in das richtige Geleise zu bringen, und es erschiene 
mir richtig und zweckmäßig, wenn bald einmal eine persönliche 
Aussprache zwischen deutschen und polnischen Staats¬ 
männern stattfände. 
Ich würde mich freuen, wenn Außenminister Beck dem¬ 
nächst einen Besuch in Berlin abstatten würde. Wie mir der 
Führer gesagt habe, würde auch er eine solche Aussprache 
warm begrüßen. Auf den möglichen Inhalt einer solchen 
Aussprache eingehend, erklärte ich Herrn Lipski zunächst, er 
müsse zugeben, daß Deutschland an der Schaffung und der 
hpntiVen Existenz Polens nicht unbeteiligt sei und daß Polen 
heutige territoriale Ausdehnung dem schwersten Un- 
Deutschlands verdanke, nämlich der Tatsache, daß 
ueutschland den Weltkrieg verloren habe. 
Allgemein werde die Korridor-Regelung als die schwerste 
Belastung des Versailler Vertrags für Deutschland empfunden. 
Keine frühere Regierung sei in der Lage gewesen, auf die 
deutschen Revisionsansprüche zu verzichten, ohne daß sie 
nicht innerhalb von 48 Stunden vom Reichstag fortgefegt 
wäre. Der Führer denke anders über das Korridor-Problem. 
Er erkenne die Berechtigung des polnischen Anspruchs auf 
einen freien Zugang zum Meer an. Er sei der einzige deutsche 
Staatsmann, der einen endgültigen Verzicht auf den Korridor 
aussprechen könne. Voraussetzung hierfür sei aber die Rück¬ 
kehr des rein deutschen Danzig zum Reich sowie die Schaffung 
einer exterritorialen Bahn- und Autoverbindung zwischen dem 
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