Volltext: 100 Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges

Unterredung d 
mit dem Poln 
Aufzeichnung 
Ich bat heute auf 12 Uhr den Polnischen Botschafter Lipski 
zu mir. Ich schilderte Herrn Lipski zunächst die Entwicklung 
der tschecho-slowakischen Frage und erklärte ihm, daß es 
mir angesichts der sich überstürzenden Ereignisse nicht mög¬ 
lich gewesen sei, die fremden Vertreter hier so zu unterrichten, 
wie ich es gewünscht hätte. Ich habe aber Botschafter von 
Moltke, der sich gerade in Berlin aufhielt, eingehend informiert 
und ihn beauftragt, seinerseits Außenminister Beck ins Bild 
zu setzen. Ich schilderte sodann die Vorgänge im einzelnen, 
die den Führer zu seinem Eingreifen veranlaßt hätten. 
Es sei uns aufgefallen, daß sich in der Rest-Tschecho- 
Slowakei der Benesch-Geist wieder geregt habe. Alle War¬ 
nungen des Führers an Herrn Chvalkovsky seien ungehört 
verhallt. In der letzten Zeit habe die Prager Regierung ver¬ 
sucht, diktatorisch in der Karpatho-Ukraine und in der Slowakei 
vorzugehen. Auch die Drangsalierung der Deutschen in den 
Sprachinseln habe wieder begonnen. 
Ich nehme an, daß dieRegelung, die diekarpatho-ukrainische 
Frage inzwischen gefunden habe, größte Zufriedenheit in 
Polen ausgelöst habe. Die Errichtung des Protektorats 
Böhmen und Mähren bedeute eine endgültige Befriedigung 
dieses Raumes, die historischen Grundsätzen entspräche und' 
schließlich allen zugute komme. 
Botschafter Lipsjd äußerte sich alsdann besorgt wegen der 
Übernahme des Schutzes der Slowakei durch Deutschland. 
Diese Mitteilung habe in Polen stark eingeschlagen, denn der 
Mann auf der Straße könne einen solchen Schritt nur als in 
erster Linie gegen Polen gerichtet betrachten. Die Slowaken 
seien ein sprach verwandtes Volk. Die polnischen Interessen 
84 
\ 
k
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.